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3. Juni 2009 von C.J. Tegel

Krankheit und Heilung im Licht des Rosenkreuzes

Symposium am Sonntag, 21. März 2004
im
J. van Rijckenborgh-Zentrum, Haarlem
Begrüßung: C.J. Tegel
Im Namen der Schule des Goldenen Rosenkreuzes heißen wir Sie sehr herzlich in diesem Tempel des Jan-van-Rijckenborgh-Zentrums willkommen. Wir hoffen Ihnen heute auf der Basis innerlicher Erforschung, die zu wahrer Genesung führen kann, zu begegnen, und wünschen Ihnen, dass diese innerliche Erforschung in Ihnen allen bleibende Werte zeitigen wird.

Für einen Schüler dieser Schule ist ein Tempel ein Arbeitsplatz. Warum dies so ist, möchten wir Ihnen als Gast in diesem Tempel gerne erklären. Die Universelle Lehre hat zu allen Zeiten ganz klar auf zwei Naturordnungen hingewiesen, an denen der Mensch Teil hat. Da ist zum ersten die uns bekannte Naturordnung, worin wir als Naturgeborene an die Zeit gebunden sind und worin somit alles im Zeichen der Vergänglichkeit steht. Zum zweiten gibt es die ursprüngliche Göttliche Natur.

Diese Göttliche Natur, von welcher der in dieser vergänglichen Natur geborene Mensch einen Ewigkeitskörper als einen Mikrokosmos mit sich trägt, ist die Natur, der er sich nicht bewusst ist, nicht bewusst sein kann, weil die dazu gehörige Seele oder das aus Gott beseelte Leben verloren gegangen ist. In der Universellen Lehre heißt es deshalb, dass „der Mensch“ aufs Neue geboren werden muss, oder wie es die Bibel ausdrückt „wiedergeboren werden muss aus Wasser und Geist“.

Es ist nun diese zweite Natur, die den Menschen innerlich ruft, antreibt und ihn nach Glück, Beständigkeit und dem Sinn des Lebens suchen lässt. Wenn der Mensch in seinem Streben nach einer gewissen Beständigkeit und Glück in seiner eigenen Naturexistenz Erfüllung findet, ist dies stets nur von kurzer Dauer, denn diese Beständigkeit und dieses Glück sind den Gesetzen von Zeit und Veränderung unterworfen. Das Problem besteht darin, dass das innerliche Getriebensein, der Stachel des Verlangens nach wahrem und bleibendem Glück, auf das Gebiet des Naturbewusstseins übertragen wird.

Die Einschränkung für den naturgeborenen Menschen besteht darin, dass sein Bewusstsein bis in das kleinste bestehende Leben den Charakter von Selbsterhaltung der Art zeigt. Diese Selbstbehauptung, die für die Instandhaltung der Art lebensnotwendig ist, bildet für den Menschen jedoch ein Hindernis, so dass er sich nicht des unvergänglichen Ewigkeitsprinzips, des Mikrokosmos, bewusst werden kann, den er in sich und um sich mit trägt. Aber der Mensch unterscheidet sich durch den Verstand von der übrigen Natur. Jedoch – so können wir uns fragen -: was hat der Mensch mit diesem Verstand getan? Wollen wir als Ausgangspunkt den fundamentalen Auftrag des Menschen bestimmen, den Auftrag, der ihn seit dem Moment begleitet hat, als die Verbindung mit der Göttlichen Natur abgebrochen wurde:

Die Rückkehr zu seiner ursprünglichen göttlichen Natur,
einer Natur, die – wie die Universelle Lehre feststellt – nicht von dieser Welt ist.

Die Lehre von der Rückkehr (Re-ligio) durch Wiedergeburt wurde der Menschheit durch alle Zeiten hin von Gesandten gebracht, angepasst an die Möglichkeiten von Rasse und Kultur. Dennoch scheint es, ungeachtet der Tatsache, dass viele den Weg zurück gefunden haben, dass zwischen dem stoffgeborenen Menschen und dem ihm gewiesenen und vorgelebten Rückweg sehr viele Missverständnisse entstanden sind.
Wie das geschehen konnte und noch kann, ist leicht zu erklären. Die Basis, von wo aus der Mensch den Rückweg erfahren, kennen lernen und prüfen muss, ist das Kernatom des ursprünglichen gottmenschlichen Zustandes. Das ist für den selbstbehauptenden Menschen nicht einfach! Der Mensch neigt auf der Grundlage seiner Natur dazu, sich mit der von Gott gemeinten Natur, dem ewigen Menschen, zu identifizieren. Das ist jedoch nicht möglich. In dem Bemühen, aus seinem Naturbewusstsein heraus dieses Ziel sicherzustellen, ist er bereit, sich z.B. allerlei Dogmen zu unterwerfen, die in einer Persönlichkeitskultur und in einer religiösen Tradition die Spekulation in sich tragen, dass dadurch das Ziel erreicht wird. Oder er beschreitet den Weg, durch intellektuelle Studien die Sprache der Erlösung mit dem Verstand des Naturegos zu erfassen. So sind durch die Zeiten hin spekulative und weit verbreitete Traditionsreligionen entstanden mit Gottesdiensten, die sich durch einerseits größte humane Taten auszeichneten, um so das Reich Gottes in einer vergänglichen Welt zu errichten, und die andererseits die menschenverachtendsten Praktiken der Selbstbehauptung zur Schau trugen.

Das Erstere verursache das Letztere, und das Letztere verursacht das Erstere. Die stetige Veränderung, das Kennzeichen der Dialektik, kann niemals Erlösung bringen, aber wohl Lernen durch Erfahrung. Deshalb wird der Mensch nach endlosem Missglücken in seinem Trachten der Natur nach zu einer Erfahrungsfülle kommen, in deren Gefolge entweder Verbitterung auftritt oder – wenn er noch über genügend Offenheit für den Anderen in sich verfügt – ein Stillwerden. Es ist ein Verstummen des nach dem Naturego gerichteten Strebens, auch in seinen allerfinstersten Ansichten. Es ist ein intuitives innerliches Wissen: „Das habe ich alles schon gehabt, es ist nichts anderes als eine weitere Radumdrehung in auf Selbstbehauptung gerichteten Bildern und Idealen.“ Und die Frage steigt empor: „Gibt es eine Möglichkeit der Erlösung von diesem ziellosen und schmerzvollen Kreislauf?“

„Das Königreich Gottes ist in euch. Verlasse alles, was du in dieser Naturordnung hast, und folge mir!“

Der Kern des Ewigkeitswesens spricht im Menschen als ein stilles und unverbrüchliches Wissen. Und so kann es nicht anders sein, als dass der Mensch auf der Grundlage seines Erfahrungswissens still wird. Die Rose, das göttliche Kernprinzip seines Mikrokosmos, stellt er oder sie dann in das Zentrum innerlicher Hingabe.

Dieser Mensch betritt in Stille seinen innereigenen Tempel, den Tempel der Rose, die Möglichkeit zur Umwendung, Re-ligio, der Erneuerung durch das Bejahen des Durchkreuzens des alten Bestehens durch das Ursprüngliche, um dadurch zurück zu kehren zum Wahren Menschsein der göttlichen Bestimmung. Denn: „Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid?“

Wenn er so in innerlichem Stillwerden in den innerlichen Tempel eingeht, dann tut er dies gleichzeitig, als eine Selbstverständlichkeit, in den Tempeln der Schule des Rosenkreuzes. Für einen Schüler des Rosenkreuzes ist deshalb ein Tempel ein Arbeitsplatz, wo das Alte, der an Zeit und Raum gebundene Mensch, untergehen soll in dem neu erwachenden, wahren Menschen. Dies ist die fundamentale Heilung. So ist der Tempel ein Ort der Heiligung, der Genesung gemäß dem Plan der ursprünglichen Natur und ihrem Ruf. Hiermit haben wir in Kürze das Warum und die Absicht eines Tempel-Arbeitsplatzes der Schule des Rosenkreuzes umschrieben.

Als Sie diesen Tempelraum betraten, wurde Ihre Aufmerksamkeit zweifellos von diesem Platz des Dienstes mit dem Emblem darüber angezogen: eine Sonne mit sieben mal sieben Strahlen und im Herzen davon ein fünfzackiger Stern. Dieses Symbol steht für den Heiligen Siebengeist. Es ist ein sehr altes Symbol, das – soweit bekannt ist – bereits bei den alten Ägyptern zur Zeit von Hermes Trismegistos benutzt wurde. Es wird als eines der umfassendsten Symbole der gnostischen Kette angesehen.

Der Stern ist das Zeichen für die Neue Seele. Die sieben mal sieben Strahlen symbolisieren die Wirksamkeit des Universellen Siebengeistes. Im Herzen des Symbols für das Universum, worin der Gottesplan zur Offenbarung kommt, steht der fünfzackige Stern: das Pentagramm.

Den fünfzackigen Stern können wir auch als den Stern von Bethlehem sehen. Er ist das Symbol für die wiedergeborene Seele, umringt von den sieben Strahlen, die von dem Unbeweglichen Königreich ausgehen und die den betreffenden mikrokosmischen Menschen vorwärts treiben zur Göttlichkeit. Das Pentagramm ist durch alle Zeiten hin das Symbol des wiedergeborenen Menschen, des wahren Menschen, gewesen. Es ist ebenso das Symbol des Universums und seines ewigen Werdens, worin der Gottesplan zur Offenbarung kommt. Dieses Symbol hat nur Wert, wenn es zur Realität geführt wird. Denn der Mensch, der das Pentagramm in seinem Mikrokosmos verwirklicht, befindet sich auf dem Pfad der Transfiguration.
Symbole übersetzen Ewigkeitswerte, sie weisen den empfänglichen Menschen auf das Bestehen eines anderen Lebens, einer anderen Natur, auf das Göttliche hin. Sie sind sozusagen Hieroglyphen des ursprünglichen gottmenschlichen Lebensfeldes, eine Berührung der Ewigkeit in der Zeit. Ein Symbol ist ein Bild der Universellen Wahrheit, das nicht nur den Verstand, sondern gerade auch das Herz anspricht.
Das Herz: die Pforte zur Heilung: L.T.H. Duivenvoorden
Wenn wir über das Herz von etwas sprechen, dann meinen wir immer die Mitte, den Kern oder das Wesentliche. Das menschliche Herz verdient allein schon aus diesem Grund unsere besondere Aufmerksamkeit. Durch alle Zeiten hin wurde das Herz in Verbindung mit hohen menschlichen Werten gebracht, wie Wahrheit, Liebe und Mut, jedoch auch mit heftigen Emotionen wie Wut, Eifersucht, Habgier und Schmerz.
Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Bewegtheiten unseres Herzens richten, dann lernen wir, wer wir sind. Unser Herz erzählt alles über unser Wesen, unser wirkliches Leben und Sein. Jeder Mensch hat einen individuellen Herzschlag, einen eigenen Rhythmus und Ton. Auch hat jede Zelle des Herzens – und das sind viele Millionen – ihren eigenen Herzschlag. Die anderen Körperzellen haben das nicht. Zwar vibrieren und schwingen alle Körperzellen; der Herzschlag jeder einzelnen Herzzelle ist aber einmalig. Jede der Millionen Zellen des Herzens klopft mit den anderen Zellen des Herzens in einer ununterbrochenen, subtilen wechselseitigen Kommunikation. Auf diese Weise entsteht der eine besondere Herzschlag unseres eigenen Herzens.

So ist das Herz der klopfende Mittelpunkt unseres körperlichen Bestehens. Auch ist es von allen Organen am direktesten mit dem Beginn und dem Ende des Lebens verbunden. Im Embryo, dem werdenden neuen Leben in der Gebärmutter, ist das Herz das erste funktionierende Organ. Wenn das Embryo zwei Millimeter groß ist, beginnt das Herz zu schlagen. Das Herz wird dann zum allerkräftigsten Muskel des menschlichen Körpers wachsen und altert nicht, wie alle anderen Muskeln. Das Muskelgewebe des Herzens kennt keine Krankheiten, auch keinen Krebs. Nur wenn die ernährenden Blutgefäße des Herzens sich zusetzen, kann das Herz seine Funktion nicht mehr erfüllen. Das Herz ist dazu geschaffen, den Körper ein Leben lang mit Blut zu versorgen, was bedeutet: Nahrung, Sauerstoff und Energie.

Wie kann nun das Herz – auch Ihr Herz – die „Pforte“ zur Heilung bilden? Sind wir doch daran gewöhnt, die Hauptrolle im Leben und im Bewusstsein dem Verstand zuzuerkennen. Wir sind doch vor allem „denkende“ Wesen, die über das Denken unsere Probleme analysieren und daran gewöhnt sind, so zu Lösungen zu kommen. Auf dieser Basis ist in der westlichen Welt ein medizinisches System entstanden, das größtenteils auf dem Verstand beruht, und das den Körper als eine isolierte Erscheinung betrachtet, die so lange wie möglich instand gehalten werden muss.
Doch es muss die Frage gestellt werden: Ist der Verstand des Menschen in der Lage zu heilen? Wir wissen, dass der Verstand sehr träge Aspekte besitzt. Er ist in großem Maße abhängig von dem so genannten Ego, dem „Ich“ des Menschen, das auf Bequemlichkeit, Befriedigung der Sinne und Selbsterhaltung gerichtet ist. Dadurch wird der Verstand stark gebunden und verlangsamt. Wir sehen das in unserer ganzen Gesellschaft und nicht weniger in der Wissenschaft.

Ein großer Teil der Menschheit hat sein Schicksal mit den begrenzten Ansichten und Resultaten der Wissenschaft verbunden. Begrenzt, weil gebunden an die sinnliche Wahrnehmung des Menschen, der Wissenschaft betreibt. So kennen wir das Herz, wie es die medizinische Wissenschaft uns vorgaukelt, als die Blutpumpe, den Motor des Blutkreislaufs. Wollen wir jedoch zur großen Bedeutung des Herzens durchdringen, wie sie in vielen Legenden, Mythen und Religionen überliefert ist, dann müssen wir auch den Menschen selber betrachten, und zwar in seinem vollen Umfang, nämlich als Mikrokosmos.

Seit den frühesten Quellen der universellen Weisheitslehre wird über den Mikrokosmos gesprochen, die kleine Welt, in der der körperliche Mensch, die Persönlichkeit, ein zeitlicher Bewohner ist. Nach dem hermetischen Gesetz „wie oben, so unten“ ist die Form dieser kleinen Welt, so wie auch im Kosmos und Makrokosmos, eine Kugel.

Der Mikrokosmos gehört zur ursprünglichen, göttlichen Welt, die nicht von Zeit und Raum begrenzt wird. Nun ist es so, dass die Mitte des Mikrokosmos mit dem Herzen des körperlichen Menschen zusammenfällt. Dies ist eine sehr essentielle Tatsache, denn wir sehen nun, dass sich im Herzen des Menschen ebenfalls das Herz, der Mittelpunkt des Mikrokosmos befindet. Und weil wir wissen, dass die Mitte stets den Kern, das Wesentliche enthält, sehen wir, dass in unserem menschlichen Herzen der Kern einer im Ursprung göttlichen Struktur liegt. In der gnostischen Weisheit wird dieser Kern, dieser Mittelpunkt der kugelförmigen kleinen Welt auch die Rose genannt oder göttlicher Lichtfunke, Geistfunkenatom oder auch wunderbares Juwel oder Samenkorn Jesu. Diese Rose ist ein latentes göttliches Prinzip; sie hat ihre Kelchblätter noch nicht geöffnet, sie hat sich noch nicht „offenbart“. Sie liegt in Wahrheit ruhend, schlafend im Herzen. Weil sie von rein göttlicher Abkunft ist, ist sie prinzipiell nur empfänglich für Strahlungen aus ihrem ursprünglichen Lebensfeld, der göttlichen Natur. So wie eine Rose sich im Sonnenlicht öffnet, so wartet die Rose des Herzens auf die Strahlung, die Berührung der göttlichen Sonne.

Der Mensch in der uns bekannten zeiträumlichen Welt ist jedoch alles andere als auf das Göttliche gerichtet. Er ist vollkommen auf das Lebensfeld gerichtet, worin er geboren ist, er ist eins damit. So wie diese Welt gekennzeichnet ist durch Veränderung, so ist auch er selbst andauernd dem Wechsel unterworfen. Alles was in dieser Welt erscheint, wird nach kürzerer oder längerer Zeit wieder verschwinden. Für den körperlichen Menschen bedeutet das, dass er vielerlei Krankheiten und mit Sicherheit den Tod erwarten kann. Darum wird über die fundamentale Krankheit gesprochen, die unvermeidlich mit dem Leben in der zeiträumlichen Welt gepaart ist. Solange wir diese fundamentale Krankheit nicht ergründen, sind alle Bemühungen der ärztlichen Kunst dazu verurteilt, zu misslingen. Genesung kann dann nicht mehr sein als ein Eingriff mit zeitlichem Wert.

Es ist sicherlich nicht unsere Absicht, hiermit den Medizinerberuf zu diskreditieren, sondern wir wollen aufzeigen, dass vor der Medizin noch ein enormer Entwicklungsweg liegt. Dieser Weg wurde bereits vor langer Zeit offenbart, ist jedoch bis auf den heutigen Tag nur von wenigen verstanden worden. Er kann auch nicht verstanden werden, solange der Mensch sein Lebensziel nicht kennt.

An diesem Punkt kehren wir zurück zur großen Bedeutung des Herzens. Im Herzen liegt das wunderbare Atom aus der göttlichen Natur. Dieses Atom, der Kern unserer kleinen Welt, enthält das Prinzip der ursprünglichen Beseelung des Menschen. Diese Beseelung oder Seele ist prinzipiell imstande, das göttliche Licht aufzunehmen und dadurch zu wachsen. Die Seele kennt das Ziel des Lebens: das Wort „Seele“ bedeutet auch in allen Sprachen so etwas wie Ziel oder sie, die das Ziel kennt. Deshalb sprechen die Abgesandten der Gnosis immer für die „Kenntnis des Herzens“. Die ursprüngliche Seele ist aus dem Göttlichen geworden, sie kennt es, und deshalb wird sie auch wohl der Lehrer genannt. Es ist die Seele, die den Mikrokosmos zurückführen kann zu seinem göttlichen Ursprung, dem Geistfeld.

Anstelle des mehr oder weniger ziellosen Fortgangs im Leben oder dem Streben nach Zielen, die immer wieder im Nichts versinken, wie eine Fata Morgana sich im Wüstensand auflöst, schenkt das Wiedererkennen des wahren Lebensziels neue Kraft, auch für den Körper, wodurch dieser sich aufrichtet und fähig wird, Energie und Nahrung besser zu nutzen. Die tiefe Freude des Wiedererkennens wirkt wie ein heilender Balsam, so wie z.B. die Glut der Verliebtheit dem Menschen für kurze Zeit große Kraft schenken kann.

In vielen christlichen und hermetischen Schriften wird vom Mysterium des Herzens berichtet, über die Einflüsterungen des innerlichen Herzens, die leise Stimme, die nur für den zu vernehmen ist, der Ohren hat zu hören. Diese Andeutungen weisen auf eine sehr wesentliche Bedingung hin für denjenigen, der sich der genesenden Kraft aus dem innerlichen Herzen öffnen will. Hier wird nämlich die Forderung nach dem Stillwerden des äußerlichen Herzens gestellt. Im natürlichen Leben ist das Herz ein Schauplatz großer körperlicher Aktivität, aber auch ein Ort, wo viele Empfindungen, Begierden, Ängste und Triebe wühlen und zumindest aufflammen und kochen. Unser Herz ist keineswegs still und ganz und gar nicht auf das Rosenherz mit seinem göttlichen Kern gerichtet. Durch den Eifer des Gehirns, das ständig Gedanken formt, kann auch kein Moment der Ruhe eintreten. Das Gehirn hält ununterbrochen den gesamten Körper in seinem Griff gefangen. Durch fortwährende Kontrolle erfüllt es die tief verwurzelte Sucht nach Selbsterhaltung. Über das Nervensystem vergiftet das Gehirn das gesamte System mit diesem Kontrollzwang, bis in das Blut, bis in das Herz. So schließt der Mensch selbst gerade die Tür, von welcher seine wahre Erhaltung, seine wirkliche Rettung und Befreiung kommen kann, die Befreiung, die wahre Genesung ist, das wirklich „gesund“, heil Werden. Es bedeutet die Aufhebung der Ursache der fundamentalen Krankheit.

In allen universellen Weisheitslehren wird auf die Notwendigkeit des „Stillwerdens vor Gott“ hingewiesen. Hierzu muss die Unruhe des Herzens gestillt werden. Darum sagt die Bibel in der Bergpredigt: „Selig sind, die reinen Herzen sind, denn sie werden Gott schauen.“

Auf alten ägyptischen Abbildungen sehen wir geschildert, wie die Göttin Maat über die Seele eines Verstorbenen urteilt. Maat ist die Göttin der Wahrheit und Ordnung, und sie ist zu erkennen an einer Feder im Haar. Sie wird mit einer Waagschale abgebildet, wo auf der einen Seite das Herz des Verstorbenen, auf der anderen Seite eine Feder zu sehen ist. Wenn das Herz des Toten vollkommen rein war und frei von allen Sünden und somit leichter als eine Feder, dann konnte die Seele in das ewige Leben eingehen.

Bedingung ist somit die Reinheit des Herzens, ein Zustand, den wir als das Stillwerden des Herzens bezeichnen. Wenn wir einfach nur einmal auf unseren eigenen Herzschlag hören, entsteht bereits Stille in uns. Das Herz versucht uns zur Stille anzuhalten, denn im Herzen ist die Stille; dort befindet sich der Begegnungspunkt mit dem vollkommen anderen Leben, einem Leben, das aus der Ewigkeit, aus Gott kommt. Der Mensch dieser zeiträumlichen Natur kann das Feld, das als die Ursprüngliche Natur bezeichnet wird, nicht betreten. Deshalb wird in der Geistesschule des Goldenen Rosenkreuzes von der notwendigen Selbstübergabe des Ich-Wesens an die Rose des Herzens gesprochen.

In dem Menschen, der gereift und voller Erfahrung ist durch die vielen Wechselfälle des Lebens, entsteht in einem entscheidenden Augenblick ein tiefes Verlangen nach Befreiung, nach Erlösung von den chaotischen Wendungen des Schicksals. Er ist an einen Kreuzungspunkt in seinem Leben gekommen und kann nun einen zweifachen Pfad bewandeln, einen Weg des Abschieds, der Zerbrechung seiner Gebundenheit an die zeiträumliche Natur, dargestellt durch einen horizontalen Balken, und einen Pfad des Aufgangs, des neuen Werdens oder der Wiedergeburt, dargestellt durch einen vertikalen Balken. Wenn er oder sie diesen Pfad des Kreuzes zu gehen beginnt, dann öffnet sich die wunderschöne Rose des Herzens. Er, der diesen Pfad geht, ist wahrlich ein „Rosenkreuzer“. Ihm wird die Kraft des Christus offenbart, nach dem evangelischen Wort: „Christus hat die Welt im Herzen angegriffen“.

Ein vollkommen neues Leben beginnt nun. Aus der Rose quillt das neue beseelende Vermögen. Das Herz, ganz erfüllt von diesen neuen Seelenfluiden, überträgt dieses Vermögen dann an das Blut, und über das Blut kommt es in das gesamte System. Zu aller erst erreicht es das Haupt und verändert vollkommen das Denken. Das Gehirn kann zur Ruhe kommen, und der Wahn verflüchtigt sich. Der Kontrollzwang des Ichs wird zerstört. Es entstehen völlig neue Einsichten, und es wächst allmählich ein neues Bewusstsein auf der Grundlage der Seelenkräfte. Das zeitliche Gefängnis wird abgebrochen durch das Ewigkeitslicht. Der Mensch wird wiedergeboren infolge des göttlichen Plans, der dem Mikrokosmos zu Grunde liegt.

Durch das neue Bewusstsein wird der Mensch empfänglich für den Genesung schenkenden, heil machenden Geist. Geist, Seele und Körper kehren zurück zu ihrer ursprünglichen Einheit. Das ist wahre Genesung! In diesem Licht können wir Krankheit sehen als: Leben in Absonderung, getrennt vom Geist, Negation des Rufes des Seelenprinzips im Herzen. Durch diese Abtrennung geriet der Mikrokosmos in Abgeschlossenheit von der Kernstrahlung und wurde mit einer anderen, niedrigeren, weil sterblichen Beseelung verbunden. Erst wenn der Ich-Mensch von dieser Beseelung Abstand nimmt und sich der Gnosis weiht, der Kenntnis, die im Herzen offenbar wird, dann ist Regeneration des Mikrokosmos möglich, und zwar unter der Leitung der zu neuem Leben erweckten Seele.
So begreifen wir, dass ein Arzt, d.h. die wahre Genesung im Herzen entsteht, dass diese von einer göttlichen Kraft ausgeht, aber sich in der Welt manifestieren kann. Der Quell dazu ist die göttliche Liebe. Paracelsus schrieb es vor vierhundert Jahren so:

„Im Herzen wird ein Arzt geboren. Von Gott geht er aus, und er ist vom natürlichen Licht. Der höchste Grund der Heilkunst ist die Liebe.“

So hoffen wir, Ihnen angedeutet zu haben, dass der Quell wirklicher Heilung primär im Herzen entspringt, sich im Haupt auswirkt, wo es zu Einsicht und neuem Bewusstsein kommt, und schließlich Harmonie und damit Gesundheit in das gesamte System bringt, womit es letztendlich dem Körper gut geht. Wir sprechen bewusst nicht von absoluter Heilung des Körpers, weil letztendlich der Körper zu dieser Erde gehört und dorthin auch immer zurückkehren wird. Aus diesem Grund wird Krankheit auch immer ein Faktor im Leben des Menschen bleiben. Das Maß, wonach Krankheit unser Leben begleitet, ist ein komplexes. So ist es möglich, dass das, was wir Krankheit nennen, eine ganz andere Bedeutung hat, gesehen vom größeren System des Mikrokosmos aus. Die Krankheiten dieser Natur sind Lebenslektionen, um zu lernen, das Leben anders anzuschauen und von dort aus zu einer neuen Lebensausrichtung und Lebenshaltung zu kommen. Eine Krankheit ist eine Botschaft der Seele. Wenn jemand diese Botschaft versteht, kann es sein, dass die körperliche Krankheit zwar nicht immer heilbar ist, diese aber dem Menschen wohl den Schlüssel zur Genesung von der fundamentalen Krankheit reicht.

Sicher ist, dass, wenn wir den Lebensbronn im Herzen anbohren können, der Körper davon Zeugnis ablegen wird. Der Körper wird vom klammernden Griff des Gehirns befreit werden, die Angst wird aus dem Blut verschwinden, die unaussprechliche Wahrheit wird sich als eine übernatürliche Intuition im Haupt offenbaren.
Ein solcher Mensch wird von seiner fundamentalsten Krankheit geheilt und wird schließlich selbst ein Heiler, der auch anderen helfen kann. Indem er ein gottgeweihtes Leben führt, indem er sein Herz und sein Haupt fortwährend in das eine Licht hält, wird er der Priesterarzt von einst, der Arzt vom Urbeginn, der aus dem Kern, aus dem Wesentlichen, den Körper heilt.

Für einen solchen Menschen ist das Herz die Pforte zur Genesung.
Das Mysterium des Blutes: R.G.M. Stevelink
Jeder Mensch kennt die Bedeutung des Blutes für die Instandhaltung des Lebens. Ohne diese kostbare Essenz sind das Leben und alle Lebenserscheinungen undenkbar. Das wusste man zu allen Zeiten. Die alte Weisheit sagt: „Das Blut enthält alle Bestehensgeheimnisse. Es enthält alle Materialien, alle Aspekte, die man sich nur denken kann.“ Und das Christentum sagt u.a. über das Blut: „Das Blut Jesu Christi reinigt uns von allen Sünden.“ Darauf wollen wir gleich näher eingehen.

Alle Erfahrungen eines Menschen werden im Blut komprimiert und aufgezeichnet, und es enthält auch die Erinnerungen an frühere Zeiten. Die Eltern und die endlose Reihe der Ahnen, so sagt man, sprechen im Blut. Die Menschheit kennt bereits seit uralten Zeiten den Drang zur Blutskultur und dadurch zur Blutsveränderung. Dies ist der Urdrang des menschlichen Bestehens. Darum sagt die Universelle Lehre aller Zeiten: „Alle Veränderung beginnt im Blut!“ Im Blut offenbart sich die ganze Seele. Wie das Blut ist, so ist der Mensch. Die Art unseres Bewusstseins wird bestimmt durch das Blut. In der Philosophie des Rosenkreuzes ist das Blut der stofflichste Aspekt der Seele. Und deshalb erfüllt es eine Schlüsselposition.

Wie steht die Schule des Goldenen Rosenkreuzes zu dem Thema Blut? J. van Rijckenborgh, einer der Gründer des modernen Rosenkreuzes, ist viele Male auf das Mysterium des Blutes eingegangen und hat dieses Thema während Konferenzen von vielen verschiedenen Seiten beleuchtet. Einige besondere Ansichten möchten wir gerne besprechen.

Das Ziel des menschlichen Bestehens ist im tiefsten Wesen, so sagte Van Rijckenborgh, die Wiederherstellung des Geistseelenmenschen, des ursprünglichen göttlichen Menschen. Und dies ist ein Prozess, der sich bis in den Körper ausdrückt! Wenn jemand, der im Herzen berührt ist, von dort aus beginnend mit dieser Wiederherstellung einen Anfang macht, wird mittels des Geistfunkenatoms eine neue Blutskraft, ein neues Blutswesen in diesem Menschen wirksam. Dieses neue Blutswesen und seine Folgen können Sie stets an einer neuen Lebenshaltung erkennen, die ein solcher Mensch ganz selbstverständlich führt. Kennzeichen eines nach Seelenbefreiung strebenden Menschen ist deshalb stets die neue Lebenshaltung.

In der Schule des modernen Rosenkreuzes wird diesbezüglich von zwei Basisfaktoren ausgegangen:

Der erste Basisfaktor bezieht sich auf die vier Ätherkräfte, nämlich:
1. Wiederspiegelnder Äther
2. Lichtäther
3. Lebensäther und
4. Chemischer Äther;

oder, um es in einen naturwissenschaftlichen Rahmen zu stellen: Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff. Wasserstoff bildet die Basiskraft; wird er in Kontakt gebracht mit Sauerstoff, entsteht ein Feuer, ein Licht. Der regulierende Faktor ist Stickstoff, und das Verbrennungsprodukt ist Kohlenstoff. Alle sichtbaren Formen der Dinge, von allen Wesen, kommen auf diese Weise zustande, sowohl in der ursprünglichen göttlichen Natur als auch in dem uns bekannten irdischen Treiben, der Dialektik.

Der zweite Basisfaktor hat Bezug auf das außergewöhnliche geistige Prinzip im Herzen des Menschen: das Geistfunkenatom und seine Wirkungen.
Kurz gesagt sieht der Prozess der Wiederherstellung des Geistseelenmenschen wie folgt aus: Wenn in dem suchenden Menschen durch Selbstübergabe das Geistfunkenatom wirksam wird, dann wird die daraus entstehende Strahlungswirksamkeit weitreichende Folgen zeitigen. Zuerst wird die Thymus-Drüse auf eine neue Weise stimuliert. Die Thymus ist eine Hormondrüse hinter dem Brustbein. Sie geht über zu einer veränderten hormonalen Aktivität. Über die Blutsbahn wird dadurch das Haupt, das Denken berührt. Anfangs entsteht daraus Verwirrung, Beunruhigung, aber später wird es zu einer totalen Klarheit oder Helligkeit führen. Und in dieser Klarheit entsteht das Neue Denken. In diesem Augenblick ist der Geistmensch geboren. Wer die Bibel esoterisch versteht, spricht dann auch von der Geburt Jesu im Menschen, niemals mehr außerhalb von ihm. Dieser Prozess verursacht eine Umwälzung, eine intensive innerliche Revolution.

Auf welche Weise geschieht dies? Über das Blut. Alle Veränderung muss im Blut beginnen. Was ist das Blut? Das Blut ist die direkteste, bequemste Pforte zum Bewusstsein, und über das Bewusstsein zum gesamten Mikrokosmos. Man erreicht das Blut nicht durch Sprechen oder intellektuelle Vorbereitungen. Was im Blut Gestalt annimmt, das IST, das wirkt, das hat FOLGEN.

Und so, wenn die Lichtkraft des Universellen Christus das Blut beeinflusst, in das Blut einströmt, dann wird etwas geschehen mit so einem Menschen. Deshalb ist die Geburt dieser Kraft im Blut das, was mystisch-esoterisch die Geburt Jesu genannt wird, der Beginn des Pfades. Alles, was dem vorangeht, ist das Gerufen-Werden, ist Vorbereitung (die Johannes-Phase).

Der Geistseelenmensch ist mit einem Plan zu vergleichen, und es gibt eine Offenbarung dieses Plans. Wir wollen nun sehen, wie dieser Form, Gestalt annimmt:

Bevor die Persönlichkeit in ihrer Vollkommenheit existiert, gibt es erst eine Kraftlinienstruktur. Diese Kraftlinienstruktur hat ungefähr die Form unserer Gebeine, unseres Gerippes. Unser augenblickliches Knochengerüst ist ein Ausdruck, eine sehr eingreifende Kristallisation dieses Kraftliniensystems. Wo diese Struktur der direkte Ausdruck des Planes ist, brennt darin die schnellste und vitalste Basis-Ätherkraft, nämlich der wiederspiegelnde Äther oder Wasserstoff. Und der große regelnde Faktor befindet sich im Mittelpunkt von jedem Mikrokosmos, nämlich das Geistfunkenatom, das mit dem Herzen der Kraftlinienstruktur korrespondiert.

Wenn Sie sich nun hiervon eine Vorstellung machen können, dann können Sie sich auch vorstellen, dass von diesem System ein intensives Vibrieren ausgeht. Es ist, als ob Abermillionen von Funken, natürlich Wasserstoff-Funken, aus dieser Struktur hervorkommen, die sich alle in einem sehr deutlichen Strom fortbewegen, etwa, grob gesagt, in Übereinstimmung mit der Gestalt des Gerippes.
In diesen Strömungen sind deutlich zwei Formen zu unterscheiden: erstens das Nervensystem und zweitens das Blutadernsystem. Sowohl das Nervenfluidum als auch das Blut sind Zustände des Wasserstoffs, des wiederspiegelnden Äthers. Zuerst ist die Kraft im Gerippe, dann offenbart sie sich im Nervenfluidum (Nervensystem) und danach im Blut (Blut-Adernsystem). Durch dieses dreifältige System wird die gesamte Offenbarung „Mensch“ beseelt.

Wenn ein Mikrokosmos nicht mehr aus dem Gottesplan, aus dem Urtyp der Gnosis existiert, dann wird die Wasserstoff-Konstante im Gerippe – geistig gesehen – „vertrocknen“, verschwinden und wird durch eine andere Wasserstoff-Konstante ersetzt. Dies ist beim irdischen Menschen der Fall.

Somit ist unser Blut, wie deutlich sein wird, weit entfernt vom Idealzustand. Wenn wir die ideale und ursprüngliche Situation wiederherstellen wollen, dann ist fundamental eine andere Blutskraft nötig. Das ist der Grund, weshalb die Urchristen sagten: „Das Blut Jesu Christi reinigt uns von allen Sünden“, was heißen soll, natürlich nur in Zusammenarbeit mit einem nach Geistseelenbefreiung strebenden Menschen.

Versuchen Sie noch einmal, sich das hochspirituelle Bild des Werdens des Geistmenschen vor Augen zu halten.

Es geht von der Kraftlinienstruktur des Gerippes eine intensive Vibration aus. Es handelt sich um eine millionenfache Strahlung von Wasserstoff-Atomen. Diese Strahlung ist bei jedem Menschen unterschiedlich.

Daraufhin wird im Mikrokosmos, im Offenbarungsfeld, Sauerstoff – oder Licht-Äther – zugeführt und in Kontakt mit den Wasserstoff-Radiationen gebracht. Außerdem erhält das System Stickstoff – oder Lebensäther – und Kohlenstoff – oder chemischen Äther.

Durch diese Kräfte entsteht zum ersten eine große Wärme, ein starkes Leuchten, und in dieser Hitze, dieser Gärung, bilden sich um und zwischen den diversen Kraftlinien „Gewebe“ und eine Vielzahl von Organen, alle mit einer bestimmten Aufgabe und alle in einem gewissen Zusammenhang miteinander. Die Summe dieses ganzen Zusammenwirkens schenkt dem gesamten System das, was wir „Leben“ nennen. Leben ist das Zusammenwirken aller Teile, geführt durch die intensive Basis-Strahlung, die bei jedem Menschen verschieden ist, und die wir oft „Seele“ nennen. Wer das Blut hat, hat die Gebeine und das Mark.

Sehen wir es noch einmal vor uns:

Im Nervensystem sehen wir die Wasserstoffradiationen noch in ihrer Einfachheit. Wir sehen die essentiellen Strömungen und Wirkungen des Bewusstseins.

Im Blutssystem jedoch sehen wir die Wasserstoff-Funken zusammen mit anderen Kräften und Stoffen auftreten.

Deshalb müssen wir das Blut als das große Begegnungsfeld ansehen, als das große Lebensfeld, worin und wodurch sich alle Lebensprozesse abspielen. Sehen wir uns z.B. einmal die roten Blutkörperchen an: wir haben ungefähr fünf Liter Blut in unserem Körper, und ein Kubikmillimeter enthält – wie wir vielleicht schon in der Schule gelernt haben – etwa fünf Millionen rote Blutkörperchen. Diese sind meist von runder Scheibenform und in der Mitte abgeplattet. Wenn wir diese Scheibchen alle nebeneinander legen, dann erhalten wir eine Oberfläche von plusminus 3.000 qm. Das Blut-Begegnungsfeld hat somit einen gehörigen Umfang.

Dieses Begegnungsfeld kann angedeutet werden als ein gewaltiger alchemischer Arbeitsplatz, worin eine enorme Anzahl von Arbeitern ohne auch nur eine einzige Pause ihre Arbeit in vollkommenem Zusammenwirken verrichtet. Manchmal gibt es auch intensiven Streit. Die Arbeiter sind nicht gleichartig, nein, sie sind in solch einer Verschiedenheit anwesend, dass es wie ein großes Wunder ist, so dass man, selbst nach langem Studium, nicht sagen kann: „Jetzt wissen wir alles darüber!“

Wollen wir nun die Wirksamkeit des Blutes näher studieren, ohne auch nur im Geringsten den Anschein der Vollständigkeit wecken zu wollen.

Es gibt:

1. Die roten Blutkörperchen (die Erythrozyten)
2. Die weißen Blutkörperchen (die Leukozyten)
3. Die Blutplättchen (die Thrombozyten)
4. Das Blutplasma, die Blutflüssigkeit, worin sich die Körperchen befinden.

Weiter finden wir dann in diesem Blutplasma:

5. Hormone
6. Eiweiße
7. Minerale und Metalle.

Lassen Sie uns mit diesen sieben Gruppen zufrieden sein und darüber noch etwas erzählen.

In den so genannten Nervenknoten (die so genannten Plexikreise oder spezielle Nervenknotenpunkte, wovon sich 49 in unserem System befinden) werden die Wasserstoff-Funken als latente Kraftprinzipien in das Blutplasma übertragen. Wie gesagt, befinden sich in diesem Blutplasma u.a. allerlei Minerale, Eiweiße und auch das Ihnen bekannte Hämoglobin. Das Blutplasma ist sehr magnetisch und hält all diese Werte fest.

Sobald nun vollwertige rote Blutkörperchen in das Blutsfeld übertragen werden, empfängt jedes dieser Körperchen u.a. Hämoglobin, Eiweiß und Metall, wovon der herausragendste Faktor Eisen ist. Somit wird jede rote Blutzelle, im Wesen ein Wasserstoffatom, geladen oder verbunden mit Stickstoff und Kohlenstoff. So ist ein Verbrennungsapparat hergestellt, wobei eine Sicherung (Stickstoff) angebracht ist, damit der Verbrennungsprozess nicht explosiv verlaufen kann.

Durch die Leber wird dieses Präparat, dieses neue Körperchen, nach oben getrieben, zum Herzheiligtum, wo es in den Lungen Sauerstoff lädt. Und unmittelbar beginnt der Verbrennungsprozess. Das rote Blutkörperchen ist ein leuchtendes Feuer geworden und geht nun seinen weiteren Weg durch den Körper, wobei es seine Kräfte an den gesamten Körper, an alle Gewebe, abgibt. Wenn es nach einiger Zeit sein Werk verrichtet hat, stirbt das rote Blutkörperchen und wird durch ein anderes ersetzt.

Es sind vor allem die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die das Leben verteidigen. Sie bilden das so genannte Abwehrsystem. Dieses System ist durch die Zeiten hin immer komplexer geworden, und für unsere Selbstbehauptung sind immer mehr weiße Blutkörperchen notwendig. In den gerade vergangenen zehn Minuten hat Ihr Körper 35 Millionen neue weiße Blutkörperchen hergestellt! Jedes mit seinem eigenen Ziel und seiner Aufgabe.

Des Weiteren besitzt der Mikrokosmos Blut-Kontrolleure in den Drüsen der internen Sekretion; sie stimmen das Blut auf die Art der Beseelung des Menschen ab. Ist die Beseelung auf die Befreiung gerichtet oder auf Selbstbehauptung in der Dialektik? Das ist stets die entscheidende Frage, die Frage, die auch entscheidend ist, was Krankheit und Genesung betrifft!

Es sind die Blutplättchen (Thrombozyten), die diese Blutsabstimmung regeln. Die Blutplättchen regeln das Blutstempo und die elektrolytische Spannung des Blutplasmas. (Denken Sie in diesem Zusammenhang z.B. an die Blutgerinnung, bei der die Blutplättchen eine große Rolle spielen.) so wird die Spannung, die Art des Blutsfeldes, stets im Gleichgewicht mit dem vollkommenen Seinszustand des Menschen gehalten.

Das erste Kennzeichen der neuen Lebenshaltung, der Lebenshaltung, die die Grundbedingung für die Entwicklung des Seelenmenschen, des wirklichen Menschen, ist, ist der Besitz von neuen Blutplättchen, die dem Blutsfeld eine andere Geschwindigkeit, ein anderes Vibrationsniveau und eine andere elektrolytische Spannung verleihen.

Vielleicht kennen Sie bereits das Bild der natürlichen Persönlichkeit, des niederen Selbstes, die verglichen wird mit einer Marionette, die vermittels Fäden vom höheren Selbst bewegt wird. Sie haben vielleicht verstanden, wie buchstäblich richtig dieses Bild ist. Ja, wir werden gelebt! Das höhere Selbst oder aurische Wesen, das viel länger lebt als der irdische Mensch, zieht an den Fäden. Es gibt ein Netz von Kraftlinien, womit das höhere Selbst verbunden ist, nicht nur mit dem Skelett, sondern zugleich mit jeder der Hormondrüsen. Die Hormondrüsen beeinflussen ihrerseits das Werden der Blutplättchen, indem sie ihre Lichtkraft in das Blut einstrahlen. Sie bringen so das Blutsfeld in eine bestimmte Spannung und eine bestimmte Vibration, die genau mit der des höheren Selbstes übereinstimmt.

So können Sie sich vorstellen, dass man durch dieses Kontrollsystem kaum der Natur entkommen kann. Blutskontrolle findet auf die folgenden Arten statt:

Erstens längs des gewöhnlichen Weges: höheres Selbst – Gerippe – Nervenfluidum – Blut,

zum zweiten auf dem Weg: höheres Selbst – Hormondrüsen,

und drittens kommt über den Weg des Karmas das höhere Selbst bis in das Blut zum Ausdruck.

So ist es nahezu unmöglich, dem Zugriff des Blutes unserer dialektischen Natur zu entkommen. Wir können wir aus diesem Kreislauf befreit werden, wie können wir statt einer Marionette wieder ein Mensch werden?

Wie wir gesehen haben: der Pfad der Erlösung beginnt mit der Selbstübergabe an das Geistfunkenatom. Diesem Geistfunkenatom muss die Leitung des Erlösungsprozesses in die Hände gelegt werden.

Was ist das Geistfunkenatom? Es ist der Kern des Mikrokosmos, der genaue Mittelpunkt. Jeder Mikrokosmos, jeder Kosmos, jeder Makrokosmos besitzt solch einen lebendigen Kern. Auch wir besitzen einen, aber in latentem Zustand, in Einkapselung wegen unserer mikrokosmischen Versunkenheit. Im Geistfunkenatom, im genauen Mittelpunkt des Mikrokosmos, spricht der reine Geist. Deshalb wird wohl auch von einem Wiederspiegelungsatom gesprochen. Wenn sich nun ein Mensch als niederes Selbst an diesen reinen Mittelpunkt in Selbstübergabe wegschenkt, dann spricht er das befreiende Wort, dann kann der Geist durch das Geistfunkenatom wieder zu sprechen beginnen.

Dann wird in erster Instanz durch das befreiende Licht die Thymus beeinflusst. Diese liegt, wie wir schon sagten, hinter dem Brustbein. Dieses Geschehen ist ein Mysterium. Die erste Bindung des gefallenen höheren Selbstes mit seinem Opfer, dem niederen Selbst, wird zerbrochen; die erste der Ketten wird zerrissen. Ab diesem Augenblick beginnt die große Blutsrevolution, und wie!

Der betreffende Mensch sollte hier seiner Lebenshaltung die größte Aufmerksamkeit schenken, ruhig sein und ein gewisses Gleichgewicht halten. Er darf sich nicht leiten lassen durch Emotionen und Reizbarkeit, denn in dieser ersten Periode ist das Herz äußerst empfindlich. Das neue, veränderte Hormon der Thymusdrüse greift nämlich das System in seinem Kern an: die Gebeine, der Sitz des Bewusstseins, der Quell der roten Blutkörperchen werden verändert. Alle Veränderung beginnt beim Blut!

Andere Blutplättchen werden bereits jetzt das Tempo, das Vibrationsniveau und die Spannung des Blutsfeldes verändern. Und da hier direkt das Bewusstsein angegriffen wird, ist es deutlich, dass die Spitze dieses Bewusstseins, das Hauptheiligtum, unmittelbar gezwungen wird, sich der neuen Situation anzupassen. Anfangs entsteht dadurch Beunruhigung, Verwirrung und teilweise noch Finsternis, wie wir bereits sahen, aber später wird daraus eine vollkommene Klarheit und Helligkeit entstehen. Und in dieser Klarheit entsteht das neue Denken.

Der in Christus geborene neue Mensch empfängt ein neues Denken. Das Große Buch der Universellen Lehre öffnet sich; und dadurch, dass man es lebt, liest man anderen daraus vor. Es ist ein Buch, das nie ausgelesen ist. Es ist ein heiliges Buch, das heißt, es enthält eine unermessliche Heilskraft. Und mit dieser Heilskraft geht man aus in die Nacht, um anderen Suchern zu helfen! Es kann doch nicht anders sein!

Zu diesem außergewöhnlichen Prozess, der den Menschen gleichzeitig von Krankheit und Tod befreit, wird jeder Mensch gerufen! Aber man muss beim richtigen Anfang beginnen:

„Alle Erneuerung muss im Blut beginnen!“

Diese Erneuerung wünschen wir einander.
Schlusswort: E. Oosterwijk-Ritman
Vereinigt unter der Strahlungskraft des Rosenkreuzes:
Lasst uns anbeten den Universellen Quell,
der alles erleuchtet,
der alles erschafft,
zu dem alles zurückkehren muss,
den wir anrufen, um unsere Häupter und Herzen
auf die Wahrheit zu richten,
um aufwärts gehen zu können
zu Seiner heiligen Gegenwart.

Wenn wir uns nun auf den Brunnen besinnen, entdecken wir einen wunderbaren Vorgang. Es wird Ihnen bekannt sein, dass Gedankenwirksamkeit Nervenfasern aufbricht und zerstört.

Eine derartige Schädigung kann durch das Blut wiederhergestellt werden.
Wenn sich nun das Herzheiligtum eines Menschen wahrhaft für das Licht der Gnosis „geöffnet“ hat und gereinigt ist, und das gereinigte Herzblut in das zerebrospinale Nervensystem des Hauptheiligtums hineinströmt, dann findet darin außer einer Reinigung auch ein Ordnen statt und als Folge davon der Aufbau der Organe nach ihrer wirklichen Bestimmung. Die Möglichkeiten des gesamten Systems des neuen Menschen, die im Hauptheiligtum prinzipiell verankert sind, werden dann erschlossen.

Im Herzen befindet sich eine blutreinigende Kraft: es ist die Kraft der Rose. Wenn diese Kraft in Ihnen wirksam geworden ist, wenn Sie sie erweckt und befreit haben und sich somit die Rose des Herzens wirklich geöffnet hat – ein Öffnen, das durch das innigste Verlangen nach höherem, befreienden Leben zustande gebracht werden kann, verbunden mit einem großen Hunger danach, anderen zu helfen, die durch die Stürme des Lebens heimgesucht werden -, wird alles Blut, das durch den hohlen Herzmuskel strömt, das Blut, das den gesamten Menschentyp mit all seinem Tun und Lassen repräsentiert, durch die neue Kraft durchläutert werden.

Das natürliche Blut, das das Bild Ihres ganzen Sündenzustandes mit sich führt, wird also im Herzen gereinigt. Und um nun die magische, die gewaltige Bedeutung davon anzudeuten, wird in der Bergpredigt gesagt: „Selig“ – das heißt: geheilt – „sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Denn was geschieht? Wenn durch die Entwicklung des Herzens über den Kleinen Blutkreislauf, der direkt mit dem zerebrospinalen System in Verbindung steht, die Kraft der Liebe in das Hauptheiligtum einströmt, wird das Blut die Hirnrinde des Großhirns, die bei vielen Menschen so schwer beschädigt ist, reinigen. Infolgedessen wird das reine Blut die Hirnzentren angreifen, die mit selbstsüchtigen Absichten geladen sind. Es wird die selbstsüchtigen Gedankengespinste neutralisieren und sie danach aus dem System verbannen. Drittens wird diese reine Blutskraft alle Verstandeswirksamkeiten voll und ganz von der Selbstsucht läutern und die Begierdennatur verbannen. So wird, schrittweise fortschreitend, diese Wirkung der neuen Blutskraft den alten Menschen der Ich-Natur mit all seinem karmischen Schlepptau von Ungerechtigkeiten verkümmern und verschwinden lassen. Und der neue Mensch, die höhere Natur, wird erwachen. Viertens wird der Blutsstrom, nachdem er seine Arbeit im Hauptheiligtum verrichtet hat, wieder hinunterfließen und so den ganzen Körper angreifen mit der gereinigten Kraft des Herzens.

Nur auf diese Weise wird der Mensch die großen psychischen Schädigungen, die als Folge des naturgeborenen Zustandes entstanden sind, überwinden können, und die Schleier, die ihn von der lebendigen Wirklichkeit der Übernatur trennen, sind verschwunden.

Zitat aus „Der befreiende Pfad des Rosenkreuzes“
von J. van Rijckenborgh und Catharose de Petri:

Seht die Wahrheit und nehmt sie an –
Die Wahrheit überwindet –
Durch Wahrheit öffnen sich die Pfade der Götter –
Durch Wahrheit kommt der Tröster zu uns –
Durch Wahrheit steigt die Weisheit in uns herab –
Wer sein Wesen reinigt durch die Kenntnis des ewigen Friedens,
gewinnt das All –

Tretet ein durch die Tore des befreienden Lebens
und hört nicht auf die Gesänge des eigenen dialektischen Willens –
Richtet euch nur auf die eine universelle Wahrheit,
die hinter dem Goldenen Schleier ist –
und vereinigt euch mit DEM, was näher ist als Hände und Füße.

Altägyptische Abbildung: Maat ist die Göttin der Wahrheit und Ordnung
Übersetzungen der Vortragstexte: Ursula Klee

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