
Sa, 10.12.2022 – So, 11.12.2022 Symposium
Grigorij Skoworoda – 300 Jahre – Ein Sokrates des 18. Jahrhunderts
mit Olga Nikolenko, Kateryna Nikolenko, Veronika Jefremowa
„Mensch erkenne Dich selbst, dann erkennst Du Gott und die Welt.“ Sokrates konzentrierte sein Denken auf den Menschen und auf die Erforschung der Seele. Im Gegensatz zur Welt ist die Seele ewig, weil sie den göttlichen Samen in sich trägt. Grigorij Skoworoda (1722 – 1794) lehrte, dass dieses göttliche Ele[1]ment in jedem Menschen wahrnehmbar sei. Der Mensch kennt sich selbst nur durch das Begreifen des Göttlichen in sich. Indem er sich selbst ergründet, kann er auch Gott ergründen. Die sokratische Liebe zum Wissen ist Skoworoda zu wenig. Ihm geht es darum, dass der Mensch zu einer Lebensweise kommt, die seinem wahren Selbst entspricht. Die philosophische und pädagogische Ausrichtung Skoworodas besteht in der Einsicht, dass der Mensch als Ganzes betrachtet werden muss und dass die Quelle für die Lebensführung im Menschen selbst liegt. Skoworoda war umfassend gebildet. Er sprach mehrere Sprachen fließend, übte den Lehrerberuf aus und befasste sich intensiv mit Aristoteles, Augustinus, Böhme, Cicero, Comenius, Homer, Platon, Pythagoras und vielen anderen. Viele Jahre seines Lebens (ab 1769) verbrachte Skoworoda auf Wanderschaft. Er ging zu Fuß durch die ganze Ostukraine. Skoworoda entschied nicht für die Wanderschaft als solche, und er entschied sich auch nicht dafür, über seine philosophischen Vorstellungen mit anderen Menschen zu sprechen. Es ging für ihn nicht um die Philosophie. Es ging für Skoworoda um den ganz konkreten geistigen Weg, um die lebendige Erkenntnis, um die Entwicklung des Unterscheidungsvermögens und um die Konsequenzen dieser Erkenntnisse, die er allen, die dafür offen waren, übertragen wollte. Er öffnete die Herzen der Menschen — nicht zuletzt mit seiner Musik, aber auch durch tiefsinnige Gespräche, die allerdings sogar jeder einfacher Bauer verstehen konnte. Durch seine bescheidene und liebevolle Art und tiefstes Verständnis für die Natur des Menschen, aber vor allem durch seine Aufrichtigkeit berührte er die Herzen unzähliger Menschen und verhalf ihnen, dem inneren geistigen Funken zuzuhören zu lernen.
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