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2. Februar 2013 von Hermann Achenbach

Der dreigestaltige Urgedanke (Protennoia)

Ich bin Gedanke,
der Urgedanke, der (im Vater wohnt.)
Ich bin Bewegung, die das All bewegt,
und der, in dem das All besteht.
Der Erstgeborene bin ich
von allen die ins Leben traten,
der vor dem All gewesen ist.
Man nennt ihn mit drei Namen, doch ist er
Einheit, vollkommen wie er ist.

Ich bin unsichtbar
Im Denken des Unsichtbaren
Und bin doch sichtbar
Im Unermesslichen und Unaussprechlichen.
Ich bin unerreichbar
im Unerreichbaren
Und bewege mich doch in jedem Geschöpf.

Ich bin das Leben des „Gedankens“, der aus mir
hervorkommt,
das ewig wohnt
in jeder Kraft und auch Bewegung,
in unsichtbaren Lichtern,
in Herrschern, Engeln und Dämonen,
in jeder Seele, die im (Reinen) wohnt,
in jeder der Materie zugewandten Seele.
In allen den Gewordenen bin ich,

bewege mich in einem jeden,
in allen ruhe ich, ich wandle aufrecht
und wecke alle, die im Schlaf befangen sind.
Wahrlich, das Sehvermögen bin ich für alle,
die im Schlaf befangen sind.

Ich bin der Unsichtbare,
der das All bewegt.
Ich bin es, der bedenkt Verborgenes
Und alles, was darinnen ist.

Niemand kann mich zählen,
unaussprechlich bin ich,
niemand kann mich messen.
Wenn ich aber will,
offenbare ich mich selbst.

Ich bin (das Haupt) des Alls
Und bin vor (einem jeden).
Ich bin das All und (bin in) einem jeden.

Ich bin eine Stimme (die leise ruft,)
Von Uranfang bin ich im Schweigen,
das alle umfängt.
Es ist die (verborgene Stimme), die in mir ist,
sie ist im unerreichbaren unmessbaren (Denken),
im unermesslichen Schweigen.

Ich (stieg hinab) in die Mitte der Unterwelt
und über (der Finsternis) ging ich leuchtend auf.
Ich bin es, der das (Wasser) hervorquellen ließ.
Ich bin es, der in den (leuchtenden) Wassern verborgen ist.
Ich bin es, der dem All aufgegangen ist,
einem nach dem andern durch meinen Gedanken.
Ich bin es, die Fülle der Stimme.

Durch mich sprosst die Erkenntnis auf,
ich bin im Unaussprechlichen und
Unerkennbaren.
Ich bin Erkenntnis und Wissen,
denn ich sende meine Stimme aus
durch das Denken.

Ich bin die wahre Stimme
und rufe in einem jeden,
so dass sie mich (an der Stimme) erkennen,
weil mein Same in ihnen ist.

Ich bin das Denken des Vaters,
und durch mich ging die Stimme aus,
die die Erkenntnis des Unvergänglichen ist.
Ich bin der Gedanke des Alls
und bin verbunden
mit dem unerkennbaren und unerreichbaren Denken.

Ich offenbarte mich allen,
die mich erkannte.
Denn ich bin es, der mit allen verbunden ist
durch den verborgenen Gedanken
und durch eine erhabene Stimme.

Wahrlich, es ist eine Stimme aus dem unsichtbaren Denken,
und unermesslich im Unermesslichen ist sie,
ein unbegreifliches Mysterium
aus dem (Unerreichbaren).
Unsichtbar ist sie für (alle, die sichtbar) sind im All,
(Licht,) das im Lichte wohnt, ist sie.

Wir allein sind es, die (du erlöst hast)
von der sichtbaren Welt,
wir sind errettet – da ein
verborgener (Mensch in unserem Herzen) ist –
durch den unaussprechlichen und unmessbaren Gedanken.
Und der in uns verborgene Mensch
zahlt mit seinen Früchten
dem Wasser des Lebens die Dankesschuld.

Da trat der allseits vollkommene Sohn –
das Wort, das durch die Stimme entstanden war –
aus der Höhe in Erscheinung.
Er trug den „Namen“ in sich und leuchtete
und offenbarte das Ewige.
Und alles Unerkannte wurde erkannt;
und das schwer zu Deutende und das Verborgene offenbarte er;
und allen, die im Schweigen sind und im ersten Denken,
predigte er;
und allen, die in der Finsternis saßen,
offenbarte er sich;
und alle, die im Abgrund wohnten,
machte er mit sich bekannt;
und allen, die in den verborgenen Schatzkammern sind,
sagte er die unsichtbaren Mysterien;
und die nicht mitteilbaren Lehren – er teilte sie allen mit,
die zu Kindern des Lichtes wurden.

Die Stimme aber, die aus meinem Gedanken kam,
erklingt in drei Zuständen: dem Vater, der Mutter, dem Sohn.
Sie ist ein Ruf,
der wahrnehmbar ist;
sie trägt ein Wort in sich,
das jegliche Herrlichkeit enthält.
Und sie hat drei Männlichkeiten, drei Kräfte und drei Namen,
– sie sind so wie diese drei, nämlich viereckig,
und sie ist im Verborgenen,
im Schweigen des Unaussprechlichen.

Diesen allein, der so entstanden ist
– nämlich (den Sohn) –
habe ich gesalbt mit der Herrlichkeit
des unsichtbaren Geistes in (Güte).

Diesen (Dritten) also
habe ich eingesetzt in ewiger Kraft
über die Äonen des lebendigen (Lichtbringers),
und dieser ist der (über das All eingesetzte Herr),
der aufleuchten ließ das Licht den erhabenen Äonen.
Und im herrlichen Licht, das ewig dauert, wohnte er,
und er nahm Wohnung in seinem eigenen Licht,
das ihn umgab.
Dieser ist das Auge des Lichtes,
das mir leuchtet in Herrlichkeit.
Er schuf Äonen dem Vater aller Äonen –
ich bin es, der ich der Gedanke des Vaters bin,
der Urgedanke, Barbelo,
die vollkommene, unsichtbare,
verborgene und unermessliche Herrlichkeit.
Ich bin das Bildnis
des unsichtbaren Geistes,
und das All wurde gestaltet durch mich,
und (ich bin) die Mutter, das Licht, das sie als
„Jungfrau“ eingesetzt hatte –
sie, die „Meirothea“ genannt wird,
der unbefleckte Mutterschoß – sie ist die ungreifbare
und unmessbare Stimme.

Da offenbarte sich der vollkommene Sohn seinen Äonen,
die durch ihn entstanden waren. Er ließ sie sichtbar werden
und versah sie mit Herrlichkeit und mit Thronen.
Er selbst nahm seine Wohnung inmitten der Herrlichkeit,
mit der er sich verherrlicht hatte.

Sie preisen den vollkommenen Sohn – Christus -,
den durch sich selbst erzeugten Gott.
Und sie verherrlichten ihn und sprachen:

„Er ist in Wirklichkeit!
Er ist in Wirklichkeit!
Der Sohn Gottes!
Der Sohn Gottes!
Er ist es, der in Wirklichkeit ist!
Er ist der Äon der Äonen,
er blickt auf die Äonen,
die er hervorgebracht hat.
Denn du hast hervorgebracht
durch deinen eigenen Willen.
Deswegen preisen wir dich
ma mo ooo eia ei on ei!
O du Äon der Äonen!
O du Äon, der sich selbst gegeben hat!“

Da verlieh der Gott, der durch sich selbst erzeugt war,
ihnen (unüberwindliche) Kraft,
und er setzte sie ein an ihrem Ort:
Über den ersten Äon setzte er
den ersten Lichtbringer
Harmedon Nousanios Harmozel;
den zweiten Lichtbringer
Phaionios Ainios Oroiael
setzte er über den zweiten Äon;
den dritten Lichtbringer
Mellephaneus Loios Daueithai
setzte er über den dritten Äon;
den vierten Lichtbringer
Mousanios Amethes Eleleth
setzte er über den vierten Äon.

Den Äonen aber, die hervorgebracht wurden
durch den Gott,
der durch sich selbst gezeugt ist – Christus -,
wurde Herrlichkeit zuteil,
und sie spendeten wiederum Herrlichkeit.

Sie waren als erste in Erscheinung getreten,
erhaben in ihrem Denken, und jeder einzelne Äon
spendete zehntausend von Herrlichkeiten in großen,
unerforschlichen Lichtern.
Und so priesen sie alle zusammen den vollkommenen Sohn,
den Gott, der durch sich selbst erzeugt worden ist.

Da ging ein Wort aus von dem großen Lichtbringer
Eleleth, und er sagte:
„Ich bin König!
Wer gehört zum Chaos,
und wer gehört zur Unterwelt?“
In diesem Augenblick kam sein Licht strahlend hervor –
den „Gedanken“ führte er mit sich -,
aber ohne dass die Kräfte der Kräfte ihn darum gebeten hätten.
Sogleich trat der große Dämon in Erscheinung,
der da herrscht über die Tiefe der Unterwelt und des Chaos,
der weder Gestalt hat noch vollkommen ist,
sondern nur die Gestalt der „Herrlichkeit“
der in der Finsternis Geborenen besitzt.
Er wird genannt „Saklas“
und heißt zugleich „Samael“ bzw. „Jaldabaoth“.
Er besitzt eine Kraft, die er der Arglosen (Sophia) geraubt hatte,
nachdem er sie überwältigt hatte –
sie ist der „Gedanke“ des Lichtes,
der herabgestiegen war, aus ihr war er selbst
(der Dämon) zu Anfang entsprungen.

Als nun der „Lichtgedanke“ erkannte, dass er den (Eleleth)
eigentlich um eine andere Schöpfung gebeten hatte als diese,
die geringer war als er, sprach er:
„Komm mir zu Hilfe, (erhabene Ordnung),
und stärke mich, denn ich bin in schlimme Unordnung geraten!“
Und die ganze Gemeinschaft des Hauses der Herrlichkeit
war einverstanden mit seiner Rede.
Sie brachten Segen über ihn,
und die erhabene Ordnung vergab ihm den Fehltritt.
Da aber begann der große Dämon Äonen zu schaffen,
nach dem Muster der wahren Äonen,
nur schuf er sie aus seiner eigenen Kraft.

Ich jedoch offenbarte mich selbst –
während ich ihnen unsichtbar blieb
durch meine Stimme und sprach:
„Haltet ein, o haltet ein,
ihr, die ihr die Materie knetet!
Denn siehe, ich komme herab in die Welt der Sterblichen –
ein Teil von mir ist ja dort,
seit die arglose Sophia (Weisheit) herabstieg
und überwältigt wurde -,
damit ich zunichte mache die Absicht der (Herrscher),
die derjenige hervorgebracht hat, der durch sie, (die Sophia),
erst in Erscheinung getreten ist.“

Da erzitterten alle, die (nicht) im Hause
des unkennbaren Lichtes wohnten,
und der Abgrund bebte.

Und der Urvater der Unwissenheit,
der König über das Chaos und die Unterwelt,
schuf einen Menschen nach meinem Bilde.
Dabei wusste er nicht,
dass dieser ihm zu einem vernichtenden Gericht werden würde,
und kannte nicht die Kraft, die (im Menschen) ist.

Jetzt aber kam ich herab, gelangte zum Chaos
und blieb bei den Meinen, die dort sind.
Ich war in ihnen verborgen
und verlieh ihnen Kraft und Ebenbildlichkeit.

Und vom Uranfang bis zum (letzten Tage stärke) ich die Meinen.
Und ich (verbinde) mich mit allen,
die auf dieses Wort gehört haben, nämlich mit den Kindern
des Lichtes, deren Vater ich bin.

Und ich will euch ein unsagbares
und unaussprechliches Mysterium mitteilen:
„Durch meine Fürsorge habe ich euch gelöst von allen Ketten;
und die Fesseln der Dämonen der Unterwelt
habe ich durchschnitten, wo sie euch, meine Glieder,
denen Gewalt angetan wird, fesselten:
und die hohen Mauern der Finsternis
habe ich niedergerissen;
und die starken Tore der Unbarmherzigen
habe ich aufgestoßen;
und ihre Riegel
habe ich zerbrochen;
und ihre Bosheit,
und den, der euch schlägt,
und den, der euch hindert,
und den Tyrannen und Widersacher
und den, der König ist,
und den eigentlichen Feind
(habe ich vernichtet).“

All dieses habe ich die Meinen wissen lassen,
die die Kinder des Lichtes sind, damit sie ihrerseits
diese Mächte vernichten,
erlöst werden aus ihren Fesseln
und eingehen zu dem Ort,
an dem sie vorher waren.

Ich bin es, der als erster herabkam,
da ein Teil von mir (drunten) alleingelassen war –
es ist der Geist, der jetzt in der Seele wohnt,
aber wiederersteht
aus dem Wasser des Lebens und der Mysterientaufe.

Ich aber sprach mit den Herrschern und Mächten –
denn ich stieg (durch ihre Regionen hindurch)
zur Tiefe hinab – in ihrer Sprache,
doch meine Mysterien teilte ich nur den Meinen mit –
es ist ein verborgenes Mysterium.
So lösten sie die Fesseln
und beseitigten den von Ewigkeit her bestehenden
Verlust der Erkenntnis.
Und ich brachte in ihnen Frucht hervor,
nämlich die Erinnerung an den
unwandelbaren Äon, an mein Haus,
das das Haus ihres (Vaters) ist.

Ja ich kam herab
(zu denen, die die Meinen sind) von Anbeginn
und ich brachte (in Ordnung)
ihre erste Schande
die sie auf sich geladen hatten.
Sogleich begann ein jeder,
der in mir ist, zu leuchten.
Und ich versah mit einer (neuen) Gestalt
die unaussprechlichen Lichter in mir.

Amen.

Die Rede der Protennoia, des Urgedankens

Ich bin die Stimme,
die sich offenbarte durch meine Gedanken.
Wahrlich, ich bin der männliche Gefährte,
sofern ich der „Gedanke des Unsichtbaren“ genannt werde;
sofern ich „der unwandelbare Ruf“ genannt werde,
bin ich die weibliche Gefährtin.

Ich bin eine Einheit,
ich bin unberührt.
Ich bin die Mutter der Stimme,
ich rede in vielerlei Weise
und erfülle das All.
Die Erkenntnis ist in mir,
die Erkenntnis des Ewigen.

Ich bin es, der in jedem Geschöpf redet,
und ich werde erkannt durch das All.
Ich bin es, der den Ruf der Stimme erschallen lässt,
in den Ohren derer, die mich erkannt haben,
in den Ohren der Kinder des Lichts.

Ich kam aber zum zweitenmal,
nun in Gestalt eines Weibes,
und redete mit ihnen.
Und ich will sie belehren
über das Ende des gegenwärtigen Äons;
und ich will sie wissen lassen
den Anfang des zukünftigen Äons,
der unwandelbar ist.

Das ist der Äon, in dem wir ganz anders aussehen werden.
Denn wir werden rein sein.

Im Laufe dieser (gegenwärtigen) Äonen,
in denen ich mich offenbarte
durch den Gedanken,
der die Erscheinungsform meiner Männlichkeit ist,
ließ ich mich nieder in denen,
die (dessen) würdig sind
kraft der Erinnerung an den unwandelbaren Äon.

Denn ich will euch mitteilen
Ein Geheimnis über diesen Äon,
und ich will euch lehren
die Kräfte, die in ihm wirken:
Das Geschaffene stirbt!
(Wir wissen, dass)
eine Stunde die andere schafft.
Ein Tag bringt den andern hervor.
Ein Monat gibt sein Wissen dem nächsten weiter.
Jede Zeit folgt einer andern.
Gerade so hat sich auch dieser Äon erfüllt.
Wahrlich, seine Zeiten sind gezählt,
und wenig ist noch von ihm übrig.
Denn ein Band löst das alte ab,
und die spätere Fessel ersetzt die frühere.

Als nun die großen Mächte erkannten, dass die Zeit des Endes angebrochen war,
geschah folgendes:
So plötzlich wie die Wehen einer Frau, die gebären soll,
so plötzlich war der Untergang da.
Auf einen Schlag begannen alle Elemente durcheinanderzugeraten,
und die Fundamente der Unterwelt samt den Dächern des Chaos
gerieten ins Wanken.
Eine große Flamme schlug mitten unter ihnen hervor,
und die Felsen und die Ebenen schwankten,
wie ein Rohr im Wind schwankt.
Und die Lose des Schicksals und alle,
die die Himmelswohnungen durchmessen,
gerieten in heftige Erschütterung durch einen gewaltigen Donner.
Und die Throne der Kräfte gerieten ins Wanken und stürzten um.
Ihr König geriet in Furcht.
Und die Trabanten des Schicksals überließen
ihre unzähligen Räder ihrem Lauf und sagten zu den Kräften:
„Was ist das für eine Erschütterung und für ein Beben,
das da über uns gekommen ist
durch den Ruf der erhabenen Stimme?
Unser ganzes Haus ist ins Wanken geraten
und die ganze Bahn unseres Abstiegs ist von Zerstörung betroffen,
und auch die Bahn, die uns zu unserem Schöpfer hinaufführt,
ist unwegsam geworden.“
Da antworteten die Kräfte und sprachen:
„Auch wir sind ratlos, denn wir können nicht erkennen,
von wem (der Ruf) stammt.
Aber auf, lasst uns zu (unserem) Urvater hinaufgehen und ihn fragen!“
Da versammelten sich alle Kräfte und gingen hinauf
zu (ihrem) Urvater und sprachen zu ihm:
„Was soll dein ständiges Rühmen?
Sage ja nicht wieder:
„Ich bin Gott“
und „Ich bin euer Vater“
und „Ich bin es, der euch hervorgebracht hat“
und „Es gibt niemanden außer mir“.
Denn siehe, jetzt ist erschollen ein Ruf der unsichtbaren Stimme,
von der wir nicht wissen (zu wem sie gehört) –
wir haben ja nicht einmal begriffen, zu wem wir selbst gehören.
Denn die Stimme, die wir gehört haben, ist uns fremd,
und wir begreifen sie nicht
und können nicht erkennen, woher sie stammt.
Sie kam und brachte Furcht in unsere Mitte
und Lähmung unseren Armen.
So müssen wir nun weinen und unendlich trauern.
Im übrigen aber wollen wir unseren gesamten Umlauf fortsetzen,
solange wir noch nicht gefangengenommen
und gewaltsam herabgebracht worden sind
in den Schoß der Unterwelt.
Denn schon ist nahe herbeigekommen
der Bruch unserer Fesseln,
die Zeiten sind uns beschnitten,
und wenige Tage bleiben uns noch.
Unsere Zeit hat sich erfüllt,
und das Weinen über unseren Untergang ist da,
wo wir gebracht werden sollen zu dem Ort,
der uns schon bekannt ist.
Denn die Frucht des Baumes, aus dem wir hervorwuchsen,
ist die Unwissenheit,
in seinen Blättern wohnt der Tod,
und Finsternis ist der Schatten seiner Zweige.
Wahrlich, wir wurden betrogen,
als wir gierig von diesem Baum pflückten.
Durch ihn wurde das unwissende Chaos unser Wohnort.
Denn siehe, sogar unser Schöpfer,
dessen wir uns rühmen, hat den Ruf nicht erkannt.“

So hört denn auf mich, ihr Kinder der Einsicht,
hört auf den Ruf der Mutter, die sich euer erbarmt.
Denn ihr seid gewürdigt worden, das von Ewigkeit her
verborgene Mysterium zu empfangen.

Wahrlich, das Ende dieses Äons
und des unrechten Lebens
ist nahe herbeigekommen.
Und es ist erschienen
der Anfang des Äons des Lichtes,
in dem es kein Wanken
und keine Erschütterung gibt.

Ich bin mannweiblich,
ich bin Mutter und Vater,
ich wohne bei mir selbst
bin mit mir selbst verbunden
(und mit denen die mich lieben.)
Durch mich allein hat das All Bestand.
Ich bin der Mutterschoß (im Innern des Alls,)
die ich das Licht gebäre –
das (herrlich leuchtet).
Ich bin der zukünftige Äon.
Ich bin die Erfüllung des Alls,
Meirothea,
die Herrlichkeit der Mutter.

Ich lasse einen lauten Ruf erschallen
in den Ohren derer, die mich kennen.
Und ich lade euch ein
in das vollkommene und erhabene Licht.
Wenn ihr darin eingeht,
empfangt ihr Herrlichkeit von denen,
die Herrlichkeit geben,
und ihr bekommt Throne von denen,
die Throne geben;
ihr empfangt Gewänder von denen,
die Gewänder geben,
und es werden euch taufen die Täufer,
und ihr werdet voller Herrlichkeit sein,
wie ihr im Ursprung wart,
als ihr (in Herrlichkeit) wart.

Und ich verbarg mich in einem jeden
und offenbarte mich in ihnen allen.
Und es verlangte nach mir jegliches Denken,
weil alle nach mir suchen.
Denn ich bin es,
der Form gegeben hat allen,
die keine Gestalt besaßen.
Und ich verwandelte ihre Gestalten
von einer Gestalt in die andere,
bis zu der Zeit,
da allen (unwandelbare) Gestalt gegeben wird durch mich,
nach dem der Ruf ausgegangen ist.
Den Lebensatem habe ich den Meinen eingehaucht,
und den heiligen, ewigen Geist
habe ich über sie ausgegossen.

Und ich stieg wieder empor
und begab mich zurück in mein Licht.
Ich flog wieder hinauf auf meinen Zweig
und ließ mich nieder inmitten
der Kinder des reinen Lichtes.

Ich kehrte zurück an ihren Wohnort (…)

Amen.

Die Rede des Schicksals

Ich bin das Wort,
das im unaussprechlichen (Lichte) wohnt.
Ich ruhe im unberührten (Schweigen).
Und ein Gedanke offenbarte mich wahrnehmbar
durch den lauten Ruf der Mutter!
So sorgte ein männliches Wesen dafür,
dass ich Festigkeit erhielt,
während (die Mutter) von Anfang an
in den Fundamenten des Alls war.

Es gibt nämlich ein Licht,
verborgen in der Stille; es trat in Erscheinung,
während die Mutter selbst schweigsam bleibt.

Ich allein bin das unaussprechliche, unbefleckte,
unermessliche und undenkbare Wort.

Ein verborgenes Licht
bringt lebendige Frucht hervor,
lässt das lebendige Wasser hervorquellen
aus der unsichtbaren, unverderblichen, unermesslichen Quelle.

Ich bin die Stimme
der unbegreiflichen Herrlichkeit der Mutter,
die Herrlichkeit der Zeugung Gottes,
männlich-jungfräulich aus einem verborgenen Verstand.
Ich bin das Schweigen, verborgen vor dem All und unbegreiflich,
ein unermessliches Licht,
die Quelle des Alls,
die Wurzel des ganzen Äons,
die Grundlage, die jede Bewegung der Äonen trägt,
und die zu der starken Herrlichkeit gehört;
die Grundlage jeder Grundlage,
der Atem der Kräfte,
das Auge der drei Zustände,
vorhanden als Stimme aus einem Gedanken,
ein Wort durch den Ruf,
der ausgesandt wurde zu erleuchten,
die in der Finsternis wohnen.

Siehe, ich habe euch meine Geheimnisse geoffenbart,
denn ihr seid meine Brüder (…) von denen ich will,
dass sie (…) alles erkennen (…)

Zum erstenmal kam ich als Stimme.
Ich unterwies sie alle über das Mysterium,
das in den unkennbaren und unaussprechlichen Äonen ist;
ich belehrte sie über dieses Mysterium durch (die Stimme, die)
entstanden ist in einem vollkommenen Verstand.
Und ich wurde zur Grundlegung des Alls,
ich verlieh ihnen Kraft.

Zum zweitenmal kam ich im (Ruf) meiner Stimme
und verlieh Ebenbildlichkeit denen, die Ebenbildlichkeit annehmen
bis zu ihrer Vollendung.

Zum drittenmal offenbarte ich mich ihnen
in ihren Wohnungen als Wort.

Und ich zeigte mich, indem ich mich ihrer Gestalt anglich.
Ich trug ihrer aller Kleidung.
Ich verbarg mich in ihnen,
und sie erkannten den nicht, der mir Kraft gibt.
Denn ich bin in allen Mächten und Gewalten,
in den Engeln und jeder Bewegung,
die in der Materie sind.
Und ich verbarg mich in ihrer Mitte,
bis ich mich meinen Brüdern offenbarte.
Und niemand von ihnen (den Mächten) erkannte mich,
obwohl ich es bin, der in ihnen wirkt.
Vielmehr dachten sie,
das All sei durch sie geschaffen.
Denn sie sind unwissend
und kennen nicht einmal ihre Wurzel,
den Ort, aus dem sie hervorgewachsen sind.

Ich bin das Licht,
das das All erleuchtet.
Ich bin das Licht,
das sich freut über die Brüder.

Denn ich kam herab in die Welt der Sterblichen
wegen des Geistes, der in ihr zurückgeblieben war,
der herabgefallen war,
und der ursprünglich hervorgegangen war
aus der arglosen Sophia-Weisheit.

(…)
Ich kam und legte nieder
mein lebendiges Kleid
und zog an
die Gestalt des Chaos (…)
ich errettete ihn,
indem ich seinen (Gedanken aufrichtete,)
den er von (Uranfang) besaß –
wobei ich ihm vom Wasser des Lebens gab ,
und er sich das Chaos auszog –
es gehört zu der äußersten Finsternis, die sich
inmitten der gewöhnlichen Finsternis befindet –
ich richtete seinen Gedanken auf,
der die geistige und seelische Kraft ist.

Dies alles (das Chaos) hatte ich angezogen.
Ihm aber zog ich es aus
und bekleidete ihn mit strahlendem Licht,
nämlich mit der Erkenntnis des Gedankens seines Vaters.
Und ich übergab ihn denen, die Gewänder spenden:
Jammon, Elasso, Amenai.
Und sie zogen ihm ein Gewand an
aus den Gewändern des Lichtes.
Und ich übergab ihn den Täufern,
und sie tauften ihn:
Micheus, Michar, Mnesinous.

Sie tauften ihn
in der Quelle des Wassers des Lebens.
Und ich übergab ihn denen, die Throne spenden:
Ariom, Elien, Phariel;
Sie gaben ihm Herrlichkeit
in der Herrlichkeit des Vaters.

Und es entrückten ihn die Entrücker:
Kamaliel (…) Samblo,
die Diener der großen, heiligen Lichtbringer.
Sie versetzten ihn an den lichten Ort seines Vaters.

Und sie empfingen die fünf Siegel
durch das Licht der Mutter, des Urgedankens.
Und freudig empfingen sie
von dem Mysterium der Erkenntnis.
Sie begannen zu leben
im ewigen, lichten Leben.

Und so war (…)
ich unter ihnen,
nachdem ich angezogen hatte die Art eines jeden.
Die Herrscher dachten, dass ich ihr (eigener) Christus wäre.
Doch bin ich zwar in einem jeden,
aber nur für diejenigen, in die ich eine Lichtkraft
zur Demütigung der Herrscher gelegt habe,
bin ich der Geliebte.
Denn als ich dort (unten) war,
zog ich die Art des Sohnes des Urvaters an
und wurde ihm gleich bis zum Ende seines Gesetzes,
d.h. bis zum Ende
der Unwissenheit des Chaos.

Und unter den Engeln zeigte ich mich
in ihrer Gestalt,
und unter den Kräften,
als ob ich einer von ihnen wäre,
unter den Menschensöhnen aber,
als ob ich ein Menschensohn wäre,
obgleich ich der Vater eines jeden bin.
Ich verbarg mich unter allen, bis ich mich
in meinen eigenen Gliedern offenbart hatte.

Und ich belehrte sie
über die unaussprechlichen Gebote
und über die Brüder.
Sie sind unaussprechlich
für jede Gewalt
und für jede Macht der Herrscher –
nicht aber für die Kinder des Lichtes -,
diese Gebote des Vaters.

Dies sind die Herrlichkeiten,
erhabener als jede Herrlichkeit,
die fünf vollkommenen Siegel,
die erkannt werden durch den Verstand.
Wer die fünf Siegel dieser Namen besitzt,
der hat ausgezogen das Gewand der Unwissenheit
und hat angezogen strahlendes Licht.
Und niemand wird ihm erscheinen,
der zu den Kräften der Herrscher gehört.

In solchen Menschen
wird die Finsternis aufgelöst
und stirbt die Unwissenheit.
Und der in der Schöpfung zerteilte Gedanke
wird zu einer einzigen Gestalt.
Und das finstere Chaos
wird ausgelöscht (…)

bis ich mich geoffenbart habe
(in der Kraft meiner Herrlichkeit,)
und bis ich versammelt habe alle meine Brüder
an dem Ort der Ruhe.
Und ich verkündige ihnen die Fünfheit
der unaussprechlichen Siegel,
damit ich in ihnen sei,
und sie in mir.

Ich habe Jesus angezogen,
ich nahm ihn ab von dem verfluchten Holz
und brachte ihn in die Wohnungen seines Vaters.

Aber diejenigen erkannten mich nicht,
die herrschen über ihre Wohnungen,
denn ich bin ungreifbar samt meinem Samen.
Und meinen Samen werde ich übergeben
dem lauteren Licht
im unerreichbaren Schweigen.

Amen.

Gemälde: Bettina Runge
Fotos: HACH

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