
24. Februar 2010 von Hermann Achenbach
Samuel Taylor Coleridge: Aus: Verse
…
Ich zog des Wegs,
Mutlos und müd im Sinn. Denn immer fand ich:
Die äußre Form, die stolzeste, empfängt
Ihr wahres Sein von dem, was innen lebt.
Der schönste Schein selbst: schön, doch ohne Sinn,
Bedeutungslos, wo nicht das Herz mit spricht,
Was war, was sein wird, seis vom Freund, vom Kind,
Vom holden Mädchen, unsrer frühsten Liebe,
Vom Vater oder vom gepriesnen Namen,
Dem heilgen, unsres Lands: 0 Königin,
Herabgesandt als Göttin dieser Erde,
Lieb-liebes England wie mein sehnend Aug
Sich westwärts kehrt, sind ihm die hohen Wolken
Dein Strand, dein weißes Riff
Mein Heimatland!
Deiner gedenkend schwoll in Stolz dies Herz,
ja mein Aug schwamm in Tränen. All die Sicht
Vom hohen Brocken: Wald an Wald und Berge
Schwanden dahin gleich einem Traum, der flieht,
Haltlos, ein Rauch.
Fremdling, diese Regung,
Schilt mir sie nicht. Auch ich will nicht entweihn
– Mit ungerechtem Zweifel, vorschnell richtend –
Den höhern, reinen Geist, der ahnend fühlt,
Dass Gott allüberall ist. Er, der uns schuf,
Er wollte, dass wir Menschen Brüder seien,
Er unser Vater, unser Heim die Welt.
Text: Samuel Taylor Coleridge 1772-1834 Aus: Verse Geschrieben in das Album von Elbingrode im Harz nach der Besteigung des Brocken Abb.: Samuel Taylor Coleridge 1772-1834
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