
10. Januar 2013 von Hermann Achenbach
Christian Morgenstern: Gib mir den Anblick deines Seins
Gib mir den Anblick deines Seins, o Welt…
Den Sinnenschein lass langsam mich durchdringen…
So wie ein Haus sich nach und nach erhellt,
bis es des Tages Strahlen ganz durchschwingen –
und so wie wenn dies Haus dem Himmelsglanz
noch Dach und Wand zum Opfer könnte bringen –
dass es zuletzt, von goldner Fülle ganz
durchströmt, als wie ein Geisterbauwerk stände,
gleich einer geistdurchleuchteten Monstranz:
So möchte auch die Starrheit meiner Wände
sich lösen, dass dein volles Sein in mein,
mein volles Sein in dein Sein Einlass fände –
und so sich rein vereinte Sein mit Sein.
Foto: Christel Achenbach
Schreibe einen Kommentar