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1. Januar 2013 von Hermann Achenbach

Helga Günther: Fremdling

Die Welt vergeht mit ihrer Lust –
wie auch mit ihrem Leid;
solange noch dein Blick verstellt, –
dich Soll und Haben grausam quält, –
bist du nicht frei von Angst und Frust.

Doch irgendwann siehst du es ein:
das Leben hier ist nur ein Wahn!
Erfahrung beugte dich im Schmerz
und schnitt wie Messer in dein Herz; –
es ist vorbei, – du bist allein.

Nun wird dein Inneres belebt,
jetzt ruft die Seele dich;
vom Schlaf erwachend will sie nun
nicht länger im Verborg’nen ruh’n:
empor, zum Lichte hin sie strebt.

Zum wahren Menschen will sie werden,
du sollst ihr dienstbar sein,
damit sie strahlend sich erhebt,
im Geiste Gottes neu belebt –
ein Fremdling sei auf Erden.

Gemälde: Bettina Runge (Ausschnitte)

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