
20. Dezember 2008 von Philippus
Das Evangelium nach Philippus
Ein Jude kann wieder einen Juden machen (d.h. einen Menschen zum Judentum bekehren), den man dann Judengenossen nennt. Ein Judengenosse aber kann nicht wieder einen Judengenossen machen. So gibt es auch Menschen, die aus der Wahrheit stammen, nach der Wahrheit trachten und andere sich ähnlich machen. Andere müssen sich damit begnügen, ihnen ähnlich zu werden.
Der Sklave trachtet nur danach, frei zu werden, er kann aber nicht nach dem Gut seines Herrn trachten. Der Sohn aber ist nicht nur Sohn, sondern hat auch Anspruch auf das Erbe des Vaters.
Welche Totes erben, sind selbst tot und erben nur Totes. Die aber Lebendiges erben, die leben und sie erben das Lebendige und das Tote dazu. Die Toten erben nichts. Wie sollten die Toten erben? Wenn aber der Tote das Lebendige erbt, wird er nicht sterben, sondern er wird trotz allem leben.
Ein Heide kann im Grunde nicht sterben. Er hat ja gar nie gelebt, so dass er sterben könnte. Aber wer an die Wahrheit glaubt, der lebt, und er kann in Gefahr geraten, zu sterben. Er lebt seit dem Tag, da ihm Christus erschienen ist. Denn jetzt wird die Welt (für ihn) erst wirklich erschaffen, blühen die Städte und wird das Tote beseitigt.
Als wir Juden waren, waren wir Halbwaisen. Wir hatten nur unsere Mutter (das Gesetz). Als wir aber Christen wurden, bekamen wir zur Mutter hinzu auch den Vater (die Erkenntnis).
Wer im Winter sät, erntet im Sommer, Der Winter ist die Welt, der Sommer ist die Ewigkeit. Lasst uns in der Welt säen, damit wir im Sommer ernten. Im Winter dürfen wir nicht beten, (dürfen wir uns nicht der Betrachtung hingeben). Nach dem Winter kommt der Sommer. Wenn aber einer im Winter ernten wollte, würde er nicht wirklich ernten, sondern nur die Saat ausreißen, (und er könnte keine Früchte sammeln.) Aber nicht nur wird ihm dann (im Winter keine Frucht wachsen, sondern auch am Sabbat der Ewigkeit wird er nicht ernten.
Christus kam, damit er die einen loskaufe, andere errette, andere erlöse. Die Fremden kaufte er los und machte sie zu den Seinen. Die Seinen aber, die er als Pfänder seines Willens hinterlegt hatte, nahm er gesondert beiseite. Aber nicht erst, als er erschien, hinterlegte er die Seele als Pfand seines Willens, sondern seitdem die Welt besteht, ist die Seele in seinem Willen hinterlegt.
Nach seinem Willen aber erschien er dann, um sie wieder an sich zu nehmen, da sie als Pfand ihm gehörte. Denn sie war unter die Räuber gefallen und als Gefangene hinweggeführt worden. Er befreite sie aber, und die Guten in der Welt kaufte er ebenso los wie die Bösen.
Licht und Finsternis, Leben und Tod, Rechts und Links sind Zwillingsbrüder in dieser Welt. Unmöglich lassen sie sich voneinander trennen. Daher sind weder die Guten ausschließlich gut noch die Bösen ausschließlich böse, noch ist hier das Leben wirkliches Leben oder der Tod wirklicher Tod. Deshalb wird sich alles auflösen zu seinem anfänglichen Ursprung. Die aber der Welt enthoben sind, sind unauflöslich, sind ewig.
Die Bezeichnungen die den vergänglichen Dingen der Welt beigelegt werden, verursachen eine ungeheure Irreführung. Sie richten nämlich den Sinn vom Unvergänglichen auf das Vergängliche. Und wer jetzt z.B. die Bezeichnung „Gott“ hört, erkennt dadurch nicht mehr das Unvergängliche, sondern nur das Vergängliche. Das gilt auch für Worte wie „Vater“, „Sohn“, „Heiliger Geist“, „Leben“, „Licht“, „Auferstehung“, „Kirche“, und alle anderen Bezeichnungen. Sie werden nicht mehr auf das Unvergängliche bezogen, und daher wird das Unvergängliche nicht erkannt.
Wer unvergänglich ist, kann auf all diese Bezeichnungen verzichten. Aber die sterblichen Menschen, die in der Welt sind, (sind Opfer vieler Täuschungen. Würden sie) in der Ewigkeit sein, so würden sie niemals Bezeichnungen (nach Art der Menschen) in dieser Welt gebrauchen noch würden sie sie auf die irdischen Dinge beziehen. Denn alle Bezeichnungen haben ein Ende in der Ewigkeit.
Einen einzigen Namen spricht man nicht aus in der Welt: den Namen, den der Vater dem Sohn gegeben hat. Er ist über alle Namen: der Name des Vaters. Denn der Sohn könnte nicht Vater werden, wenn er sich nicht den Namen des Vaters beigelegt hätte.
Wer diesen Namen hat, kennt ihn wohl, spricht ihn aber nicht aus. Wer ihn aber nicht hat, kennt ihn auch nicht. Jedoch bildete die Wahrheit Begriffe in der vergänglichen Welt, unseretwegen, weil es hier unmöglich ist, die Wahrheit ohne Begriffe kennen zu lernen. Die Wahrheit ist einfach. Aber sie zeigt sich vielfältig unseretwegen, um uns in ihrer Liebe durch die Vielfalt zum einfachen Namen zu führen.
Die Herrscher unter de Himmel freilich wollten den Menschen irreführen. Denn sie sahen, dass er mit dem wahrhaft Guten verwandt ist. Und sie nahmen den Namen des Guten und legten ihn dem Nichtguten bei, damit sie die Menschen durch die Namen, die sie mit dem Nichtguten verbanden, täuschten.
Nur die Gnade kann dann den Menschen veranlassen, sich vom Nichtguten wieder zu trennen und sich dem Guten zuzuwenden, indem er es erkennt. Aber die Herrscher unter dem Himmel versuchten ihren Willen durchzusetzen: den Freien zu ergreifen und ihn sich zum Sklaven zu machen für ewig.
Es gibt (vergängliche) Kräfte, die dem Menschen (vergängliche) Nahrung geben, da sie nicht wollen, dass er (gerettet wird). Nur so können sie erreichen, dass sie (dauernd bestehen). Wenn nämlich der Mensch diese (Nahrung) isst, entstehen Opfer (für diese Kräfte). (Und die Menschen aßen) und brachten diesen Kräften Tiere zum Opfer dar: die eigenen tierischen (Eigenschaften). (Tiere) sind auch die, denen sie (die Opfer) darbrachten.
Zunächst opferten sie ihnen, während sie noch lebten (ihrem wahren Wesen nach). Indem sie aber opferten, starben sie (ihrem wahren Wesen nach). Doch als der Mensch Gott tot dargebracht wurde, wurde er wieder zum Leben erweckt.
Bevor Christus kam, gab es kein Brot in der Welt. Ebenso wie im Paradiese Adams gab es damals in der Welt nur zahlreiche Bäume als Nahrung für die Tiere. Sie bot keinen Weizen als Nahrung für den Menschen. Der Mensch nahm Nahrung zu sich, die Tieren angemessen war. Als aber Christus kam, der vollkommene Mensch, brachte er Brot vom Himmel, damit sich der Mensch nähre von Nahrung, die ihm angemessen wäre. Die Herrscher unter dem Himmel bildeten sich ein, sie verrichteten ihre Taten in ihrer eigenen Kraft und nach ihrem eigenen Willen. Aber insgeheim vollzog der Heilige Geist durch sie seinen Willen.
Die Wahrheit, die von Anfang an ist, wird ausgesät an allen Orten. Viele sehen, wie sie ausgesät wird. Wenige aber, die sie sehen, ernten sie auch.
Etliche haben gesagt, Maria hätte (nach irdischer Art) empfangen vom Heiligen Geist. Sie irren und wissen nicht, was sie reden. Wann hat je ein (irdisches) Weib von einem Weib empfangen? Maria ist die Jungfrau, (die Seele), die von keiner (irdischen) Macht je befleckt wurde. Sie ist ein großes, unantastbares Heiligtum für die Juden, das heißt die Apostel und die Apostelschüler. Diese Jungfrau, die die Mächte unter dem Himmel nicht befleckt haben, (ist rein geblieben), während die Mächte sich nur selbst befleckt haben. Der Herr hätte nicht gesagt:“ Mein Vater, der im Himmel ist“, wenn er nicht noch einen anderen, (irdischen), Vater gehabt hätte. Sonst hätte er einfach gesagt: „Mein Vater“. Der Herr sprach zu den Jüngern: „(Ihr Kinder des Reiches,) tretet ein in das Haus des Vaters. Aber nehmt nichts und tragt nichts weg aus dem Haus des Vaters.“
„Jesus“ ist ein verborgener Name, „Christus“ (der „Gesalbte“) ein offenkundiger Name. Deshalb gehört „Jesus“ nicht zu irgendeiner Sprache, sondern der Name lautet immer eben „Jesus“. „Christus“ (der „Gesalbte“) aber lautet auf syrisch „Messias“, auf griechisch „Christos“. Und so lautet er in jeder Sprache anders je nach der Sprache. „Der Nazarener“ aber ist der offenkundige Name des verborgenen Namens. Christus enthält alles in sich: Mensch, Engel, Mysterium und den Vater.
Etliche sagen: „Der Herr ist zuerst gestorben und dann auferstanden.“ Sie irren. Denn er ist zuerst auferstanden und dann gestorben. Wenn jemand nicht zuerst die Auferstehung erwirbt, kann er nicht „sterben“. (Nur wenn Gott in ihm lebt, kann er dem alten Wesen nach sterben.)
Jeder wird doch ein kostbares Gut in einem kostbaren Behälter aufbewahren. Trotzdem gab es immer wieder Menschen, die ungeheure Schätze in Behälter steckten, die keinen Heller wert waren. So ist es auch mit der Seele. Sie ist ein großer Schatz, aber sie ist in einen wertlosen Leib geraten. Einige fürchten sich davor, nackt aufzuerstehen. Deshalb legen sie Wert auf die Lehre, dass sie im Fleisch auferstehen würden. Sie wissen nicht, dass eben diejenigen, die im (vergänglichen) Fleisch leben, die Nackten sind, während diejenigen, die sich ihres Fleisches entäußern und sich „entkleiden“, die Nicht-Nackten sind.
Denn Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben. Um welches Fleisch handelt es sich denn hier, das nicht ererben kann? Um das Fleisch, von dem wir jetzt umhüllt sind. Welches Fleisch aber wird erben? Das Fleisch Jesu und sein Blut. Deshalb sagte er: „Wer nicht mein Fleisch isst und nicht mein Blut trinkt, hat kein Leben in sich.“ Was ist unter diesem Fleisch und Blut zu verstehen? Sein Fleisch ist das Wort und sein Blut der Heilige Geist. Wer diese empfängt, der hat Nahrung und Trank und der ist bekleidet.
Ich tadle aber auch die anderen, die sagen: „Das Fleisch wird nicht auferstehen.“ Beide sind im Unrecht. Wenn du sagst: „Das Fleisch wird nicht auferstehen“, so sage mir doch, was deiner Meinung nach auferstehen wird, damit wir dir beipflichten können!
Wenn du sagst: „Der Geist im Fleisch wird auferstehen“, oder auch: „Dieses Licht im Fleisch wird auferstehen“, so handelt es sich beim Geist und beim Licht doch um etwas, das im Fleische ist. Und was immer du anführen wolltest – es gibt nichts, das ohne Fleisch sein könnte. Es ist also gar nicht anders möglich, als im Fleisch aufzuerstehen, da doch alles im Fleische ist.
In dieser Welt sind diejenigen, die Kleider (das vergängliche Fleisch) anziehen, wertvoller als die Kleider. Im Himmelreich jedoch sind die Kleider wertvoller als die, die sie angezogen haben. Es sind nämlich Wasser und Feuer (das Fleisch Jesu), durch die das ganze Universum rein geworden ist.
Das Offenbare (das Erscheinende) existiert durch das Offenbare, das Verborgene (das Unvergängliche) durch das Verborgene. Aber es gibt Wesen, die sind im Offenbaren und sind doch verborgen. Wasser existiert in Wasser, Feuer existiert in Salböl. Aber Jesus trug dieses alles (Wasser und Feuer) im Verborgenen. Denn er zeigte sich nicht so, wie er wirklich war, sondern so zeigte er sich, wie sie ihn würden sehen können. Allen Wesen zeigte er sich. Den Großen erschien er groß, den Kleinen klein. Den Engeln erschien er als Engel und den Menschen als Mensch. So war das Wort vor allen verborgen.
Nur einige gab es, die ihn sahen und den Gedanken fassten, sie sähen in ihm sich selbst (ihr wahres Wesen). Denn als er sich seinen Jüngern im Glanz zeigte auf dem Berge, war er nicht klein. Er war groß geworden, und er machte auch die Jünger groß, damit sie imstande wären, seine Größe zu sehen. An jenem Tage des Abendmahls sprach er: „Der du den Vollkommenen, das Licht, mit dem Heiligen Geist vereinigt hast, vereinige nun auch die Engel mit uns, den Abbildern.“
Denkt nicht gering von dem Lamm. Denn ohne das Lamm ist es unmöglich, den König zu sehen. Niemand kann unbekleidet (ohne das unvergängliche Fleisch) seinen Weg zum König gehen.
Die Kinder des himmlischen Menschen sind zahlreicher als die des irdischen Menschen. Wenn die Kinder Adams zahlreich sind, obwohl sie sterben, wie zahlreich müssen dann die Kinder des vollkommenen Menschen sein, die nicht sterben, wobei immer neue gezeugt werden!
Der Vater zeugt das Kind, aber das Kind hat keine Möglichkeit, ein Kind zu zeugen. Wer gezeugt worden ist, (aber noch nicht erwachsen ist), kann nicht selbst zeugen und das Kind zeugt sich keine Geschwister oder wieder Kinder. Alle, die in der Welt gezeugt werden, werden durch die Natur gezeugt. Die anderen durch den Geist. Die vom Geist gezeugt werden, schreien von ihrem (unteren) Ort nach dem (vollkommenen) Menschen hinauf, nach dem Ziel der Verheißung, die von oben herabkommt. So ein Mensch wird (durch das Wort) aus dem Munde des Vaters am Leben erhalten. Sobald das Wort von oben herabkommt, kann sich der Mensch vom Wort, das durch den Mund des Vaters geht, nähren und vollkommen werden. So werden die Vollkommenen durch einen Kuss schwanger und gebären dann. Deshalb küssen auch wir einander und empfangen die Schwangerschaft durch die Gnade, die wir uns gegenseitig mitteilen.
Drei Frauen wandelten stets mit dem Herrn: seine Mutter Maria, seine Schwester und Magdalena, die als seine Gefährtin bezeichnet wird. Denn sowohl seine Mutter, als auch seine Schwester, als auch seine Gefährtin waren eine Maria.
„Der Vater“ und „der Sohn“ sind einfache Namen. „Der Heilige Geist“ ist ein doppelter Name. Denn die ersteren sind die selben an allen Orten: im Oben und Unten, im Nicht-Erscheinenden und im Erscheinenden. Der Heilige Geist aber ist (anders) im Erscheinenden – im Unten – als im Nicht-Erscheinenden – im Oben.
Die bösen Mächte dienen (ungewollt) den Heiligen. Die bösen Mächte werden vom Heiligen Geist verblendet, damit sie glauben, sie dienten einem Menschen der Welt, während sie doch einem Heiligen dienen. So bat z.B. ein Jünger den Herrn eines Tages um ein irdisches Gut. Der Herr sprach zu ihm: „Bitte nur deine Mutter (den Heiligen Geist), und sie wird dir von den dir fremden Dingen mitteilen.“
Die Apostel sprachen zu den Jüngern: „Möge unser ganzes Opfer Salz enthalten.“ Sie nannten die Weisheit, (die „Sophia“), Salz. Ohne sie wird kein Opfer angenommen. Da die Weisheit unfruchtbar ist, (sich den irdischen Mächten nicht hingibt), bekommt sie keine Kinder, (entstehen keine vergänglichen Früchte aus ihr). Darum heißt sie „reines Salz“. Aber an dem ihr angemessenen Ort, dem Ort des Heiligen Geistes, sind ihre Kinder zahlreich.
Was dem Vater gehört, gehört auch dem Sohn. Aber solange der Sohn klein ist, wird ihm das Seine nicht anvertraut. Ist er jedoch erwachsen, so gibt ihm sein Vater alles, was er besitzt. Durch die Wirkung des Heiligen Geistes entstehen auch Irrtümer, dann nämlich, wenn Menschen irrig auf ihn reagieren. So ist es der gleiche Hauch, durch den ein Feuer aufflammt oder erlischt. Etwas anderes ist Echamoth und etwas anderes ist Echmoth. Echamoth ist die Weisheit (Sophia) schlechthin. Echmoth aber ist die Weisheit (Sophia) im Reich des Todes, die den Tod kennt. Sie heißt „die kleine Weisheit“.
Es gibt Tiere, die dem Menschen untertan sind, wie Ochse, Esel und andere Arten. Andere gibt es, die ihm nicht untertan sind und einsam in der Wüste umherschweifen. Der Mensch pflügt seinen Acker mit Tieren, die ihm untertan sind. Und dadurch verschafft er sich und allen Tieren Nahrung, sowohl denen, die ihm untertan sind als auch denen, die ihm nicht untertan sind. Ebenso verhält es sich mit dem vollkommenen Menschen. Durch Kräfte, die ihm untertan sind, pflügt er und sorgt dafür, dass alles entsteht. Und durch ihn besteht diese ganze Welt, die Guten und die Bösen, die Rechten und die Linken.
Und so weidet auch der Heilige Geist alle und herrscht über die Mächte, ob sie sich unterordnen oder nicht und einsam in der Wüste sind. Denn die sich nicht unterordnen, treibt er zusammen und sperrt sie ein, so dass sie, selbst wenn sie es wollten, nicht entfliehen können.
Wenn jemand eine geschaffene Form ist, wird man finden, dass auch seine Nachkommen als geschaffene Formen wohlgeraten sind. Ist jemand aber kein geformtes Geschöpf, sondern ein gezeugtes Wesen, so wird man finden, dass auch seine Nachkommen zeugungskräftige Samen und zwar wohlgeratene Samen, sind.
Der Mensch aber wurde sowohl geformt als auch gezeugt, (er ist ein Bastard). Kann man hier von Wohlgeratenheit sprechen? Zuerst kam der Ehebruch, dann kam der Mord. Der Mensch wurde aus dem Ehebruch gezeugt, ein Sohn der Schlange. Deshalb wurde er ein Mörder, genau wie sein Vater, die Schlange, und tötete seinen Bruder. Jeder Verkehr, der zwischen einander ungleichen Wesen stattfindet, ist Ehebruch.
Gott ist ein Färber. Die Farben haften an den Dingen. Daher gehen die Farben, auch wenn sie gut sind – sie heißen dann „echt“ -, mit den Dingen zugrunde, wenn diese vergehen. Aber die Dinge, die Gott färbt, werden durch Gottes Farben unsterblich, da seine Farben unsterblich sind. So tauft Gott die Wesen, die er tauft, mit dem Wasser der Unvergänglichkeit.
Niemand kann etwas Unvergängliches wahrnehmen, außer er wird selbst unvergänglich. Es ist mit der Wahrheit nicht so wie auf der Welt, wo der Mensch die Sonne sieht, ohne selbst Sonne zu sein, wo er den Himmel sieht und die Erde und alles übrige, ohne selbst Himmel, Erde und dergleichen zu sein. Sondern im Reich der Wahrheit siehst du etwas von ihr und wirst selbst zu ihr. Du siehst den Geist und wirst selbst zu Geist. Du siehst Christus: du wirst Christus. Du siehst den Vater: du wirst zum Vater. Hier auf dieser Welt also siehst du alle Dinge, siehst aber dich selbst nicht. In der anderen Welt jedoch siehst du dich selbst. Denn was du dort siehst, das wirst du selbst.
Der Glaube empfängt, die Liebe gibt.
Niemand kann empfangen ohne Glauben.
Niemand kann geben ohne die Liebe.
Daher glauben wir, damit wir empfangen, und wir lieben, damit wir wahrhaft geben. Denn wenn jemand gibt, aber nicht aus Liebe, so nützt es ihm nichts, dass er gegeben hat.
Wer den Herrn nicht empfangen hat, ist noch Jude. Die Apostel vor uns nannten ihn: „Jesus, Nazoräer, Messias“, das heißt: „Jesus“, „Nazoräer“, „Christus“. Der letzte Name ist „Christus“, der erste ist „Jesus“, der in der Mitte ist „der Nazarener“. „Messias“ hat zwei Bedeutungen: „der Christus“ und „der feste Wert“. „Jesus“ heißt auf hebräisch „die Erlösung“. „Nazara“ heißt die „Wahrheit“. „Der Nazarener“ heißt also „die Wahrheit“.
Christus ist ein „fester Wert“. Der Nazarener und Jesus sind „feste Werte“.
Wenn die Perle in de Schmutz geworfen wird, wird sie davon nicht minderwertig. Auch wird sie nicht wertvoller, wen sie mit Balsam gesalbt wird. Sie hat vielmehr stets den gleichen Wert bei ihrem Eigentümer. So ist es auch mit den Kindern Gottes. Wo immer sie sind – sie haben den gleichen Wert bei ihrem Vater.
Wenn du sagst „Ich bin Jude“, wird niemand aufhorchen. Wenn du sagst „Ich bin Römer“, wird niemand erschrecken. Wenn du sagst „Ich bin Grieche, Barbar, Sklave, Freier“, wird sich niemand aufregen. Wenn du aber sagst „Ich bin Christ“, wird alles erbeben. Ach erhielte ich doch diesen Namen!
Aber was (aus den Mächten dieser Welt) ist, kann diesen Namen nicht ertragen. Denn der Gott (dieser Welt) ist ein Menschenfresser. Ihm wird der Mensch (der Welt) geschlachtet.
Bevor also der (wahre) Mensch, (Jesus), geschlachtet wurde, schlachtete man Tiere, (die Menschen der Welt). Denn diejenigen, denen geschlachtet wurde, waren nicht (der wahre) Gott.
Glasgefäße und Tongefäße – beide entstehen durch Feuer. Wenn aber Glasgefäße zerbrechen, können sie wieder hergestellt werden. Denn sie sind mit Hilfe des Atemhauchs entstanden. Tongefäße dagegen gehen endgültig zugrunde, wenn sie zerbrechen. Sie sind ohne Atemhauch entstanden.
Ein Esel, der um einen Mühlstein im Kreise ging, ging und ging und legte hundert Meilen zurück. Als er endlich losgemacht wurde, befand er sich wieder am Ausgangspunkt. So gibt es auch Menschen, die bringen große Entfernungen hinter sich und kommen doch keinen Schritt weiter. Wenn es Abend wird, haben sie keine Stadt und kein Dorf, kein Geschöpf und keine Natur, keine Macht und keinen Engel gesehen. Vergeblich haben sie sich bemüht, die Elenden.
Jesus ist die Gnade. Man nennt ihn auf syrisch „Pharisatha“, das heißt „der Ausgebreitete“. Denn er kam, sich an die ganze Welt kreuzigen zu lassen.
Der Herr ging in die Färberei Levis. Er nahm 72 (Tücher in unterschiedlichen) Farben, warf sie in den Kessel und brachte sie alle weiß heraus. Da sprach er: „So auch ist gekommen der Sohn des Menschen als Färber.“
Die Weisheit, die man die „Unfruchtbare“ (in bezug auf Vergängliches) nennt, ist die Mutter der Engel und die Gefährtin Christi. Als solche heißt sie Maria Magdalena. Der Herr liebte Maria mehr als die anderen Jünger und küsste sie oft auf den Mund. Die übrigen Jünger aber fühlten sich zurückgesetzt und murrten. Sie sprachen zu ihm: „Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?“ Und er antwortete: „Weshalb ich euch nicht so liebe wie sie? Ein Blinder und ein Sehender, die beide im Finstern sind, sind nicht verschieden voneinander. Wenn aber das Licht kommt, sieht der Sehende das Licht, der Blinde jedoch bleibt in der Finsternis.“
Der Herr sprach: „Selig ist, wer wahrlich lebt, bevor er ins (vergängliche) Leben eintritt. Denn wer wahrlich lebt, der hat immer gelebt und wird immer leben.“
Die Überlegenheit des (wahren) Menschen ist nicht offenbar (in der erscheinenden Welt), sondern sie ist verborgen darin. Er ist Herr über die Tiere, obwohl sie physisch stärker sind als er und groß von Gestalt im Sichtbaren und im Verborgenen. Und er ermöglicht ihnen ihr Leben. Sobald er sie aber sich selbst überlässt, töten, beißen und fressen sie einander, denn sie finden dann keine Nahrung mehr. Jetzt aber finden sie Nahrung, weil der Mensch die Erde bearbeitet.
Wenn jemand zur Taufe ins Wasser hinuntersteigt, heraufkommt, ohne etwas erhalten zu haben, und sagt: „Ich bin ein Christ“, so hat er diesen Namen nur auf Zinsen geliehen. Empfängt er bei der Taufe aber den Heiligen Geist, so hat er diesen Namen als Geschenk erhalten. Und wer ein Geschenk erhält, dem wird es nicht wieder weggenommen. Wer aber nur auf Zinsen erhält, dem wird man es wieder abverlangen.
So ist es auch, wenn jemand sich in irgendein anderes Mysterium begibt.
Z.B. ist das Mysterium der Hochzeit groß. Denn ohne (heilige) Hochzeit würde die Welt nicht bestehen können. Der Bestand der Welt beruht auf dem (wahren) Menschen. Der Bestand des Menschen beruht auf der heiligen Hochzeit. Erkennt daher, was eine heilige, unbefleckte Gemeinschaft ist, denn ihre Macht ist groß. Ihr Abbild nur ist die Gemeinschaft, bei der die Leiber befleckt werden.
Unter den unreinen Geistern (den Menschen der Erde) gibt es männliche und weibliche. Männlich sind diejenigen die mit den in einer weiblichen Gestalt beheimateten Seelen Umgang pflegen. Weiblich sind diejenigen, die sich mit Seelen vereinigen, welche durch ihren Ungehorsam in einer männlichen Gestalt sind. Und niemand kann sich diesen (Geistern) entziehen, wenn er einmal von ihnen erfasst ist, es sei denn, er erhält eine männliche heilige Kraft – den Bräutigam – bzw. eine weibliche heilige Kraft – die Braut.
In dieser Welt empfängt man (Braut oder Bräutigam) aus dem Brautgemach, das nur ein Abbild ist des oberen. Wenn die törichten Frauen einen Mann sehen, der allein lebt, so stürzen sie sich auf ihn, treiben ihren Mutwillen mit ihm und beflecken ihn. Genauso ist es mit den törichten Männern. Wenn sie eine allein lebende schöne Frau sehen, so beschwatzen sie sie, tun ihr Gewalt an und beflecken sie.
Sehen sie aber, dass ein Man und seine Frau in ehelicher Gemeinschaft leben, so können die Frauen nicht zum Mann und die Männer nicht zur Frau eingehen. Ebenso ist es, wenn sich das Abbild (die männliche oder weibliche Seele) und der Engel (die männliche bzw. weibliche heilige Kraft) miteinander verbinden. Dann wird es niemand wagen, zu diesem Mann oder zu dieser Frau einzugehen. Und so können die unreinen Geister einen, der die Welt verlässt, nicht mehr halten, obwohl er in der Welt war. Es ist ihnen deutlich, dass er über die Begierde (des Fleisches) und die Furcht erhaben ist. Er ist Herr über die Natur, er hat den Zustand des Lebenshungers durch etwas Besseres ersetzt.
Wenn aber die bösen Mächte herankommen können, fassen sie den Menschen und würgen ihn. Und wie wird er diesen Mächten dann entrinnen oder sich vor ihnen verbergen können? Da gibt es dann immer welche, die behaupten: „Wir sind gläubig“, in der Hoffnung, sich so vor den unreinen Geistern und Dämonen zu verbergen. Denn wenn sie den Heiligen Geist hätten, könnte sich kein unreiner Geist an sie heften.
Fürchte dich nicht vor dem Fleisch.
Liebe es aber auch nicht.
Fürchtest du dich davor, wird es Herr über dich.
Liebst du es, verschlingt und erwürgt es dich.
Der Mensch ist entweder in dieser Welt – oder in der Auferstehung – oder an den Orten, die in der Mitte dazwischen sind. Ich hoffe sehr, dass ich mich niemals in diesem Zwischenreich befinden werde! In dieser Welt gibt es Gutes und Schlechtes. Aber ihr Gutes ist nicht wirklich gut, und ihr Schlechtes nicht wirklich schlecht. Es gibt aber Schlechtes in dieser Welt, das wirklich schlecht ist – und das nennt man die Orte, die in der Mitte dazwischen sind. Dort ist der (wirkliche) Tod. Solange wir in dieser Welt sind, müssen wir alles tun, um die Auferstehung zu erlangen, damit wir, wenn wir das Fleisch ablegen, in der Ruhe gefunden werden und nicht in die Orte des Zwischenreichs geraten. Denn viele verirren sich auf dem Weg: Da ist es gut, wenn der Geist aus der Welt herausfindet, bevor der Mensch gesündigt hat.
Manche Menschen wollen die Sünde nicht und sind auch nicht fähig, zu sündigen. Andere wollen die Sünde; auch wenn sie sie dann nicht tun, hilft es ihnen nichts, denn ihr Wollen bindet sie an die Sünde. Es mag auch welche geben, die die Sünde nicht wollen – aber sie doch tun. Die erfüllende Gerechtigkeit wird sich beiden entziehen: denen, die nicht wollen, und denen, die nicht tun.
Es sah einmal ein Apostelschüler in einem Traumgesicht Menschen, die in einem Feuerhaus eingeschlossen waren. Gebunden lagen sie inmitten der Flammen. (Sie waren ins Feuer des Grimms geworfen worden und ins Wasser der Finsternis.) Und (die Umstehenden) sprachen zu ihnen: „Ihr wäret imstande gewesen, euch zu retten. Aber euer Wille (band euch an die Sünde). Ihr habt diesen Ort, den man die äußerste Finsternis nennt, als Strafe erhalten. Es ist der Ort des Feindes (des Todes).“
Seele und Geist sind aus Wasser und Feuer entstanden. Aus Wasser, Feuer und Licht ist der Sohn des Brautgemaches entstanden. Das (unsichtbare) Feuer ist das Salböl, das Licht ist das (sichtbare) Feuer. Ich verstehe (unter dem Licht) nicht das unsichtbare Feuer, sondern das andere, das weiß ist, schön leuchtet und Schönheit verleiht.
Die Wahrheit kam nicht nackt in diese Welt, sondern sie kam in Sinnbildern und Abbildern. Anders kann die Welt die Wahrheit nicht empfangen.
Es gibt eine Wiedergeburt und ein Abbild für diese Wiedergeburt (den sterblichen Menschen). Durch das Abbild muss die Wiedergeburt bewerkstelligt werden.
Was ist die Auferstehung? Und wie verhält sich das Abbild zu ihr?
Durch das Abbild wird die Auferstehung bewerkstelligt. Dann gehen der Bräutigam und das Abbild, mittels des Abbilds, in die Wahrheit ein. Das ist die Wiederherstellung. Und das muss mit denjenigen geschehen, die den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes nicht nur leihweise erhalten, sondern ihn sich wirklich erwerben wollen. Wenn jemand diese Namen sich nicht wirklich erwirbt, wird ihm der Name (Christ) wieder weggenommen werden.
Die Namen werden durch die Salbung, die Kraft des Kreuzes, erworben. Diese Kraft nannten die Apostel die „Rechte und die Linke“. Denn ein solcher Mensch, (der salben kann), ist nicht mehr nur ein Christ, er ist ein Christus.
Der Herr vollzog alles in einem Mysterium: Taufe und Salbung, Abendmahl und Erlösung und Brautgemach (die heilige Hochzeit). Und der Herr sprach: „Ich bin gekommen, das Untere wie das Obere und das Äußere wie das Innere zu machen. Ich bin gekommen, um sie alle an jenem Ort zu versammeln.“ Hier aber offenbarte er sich durch Sinnbilder und Abbilder. Diejenigen, welche sagen: „Auch oben gibt es (Gestalten)“, die täuschen sich. Derjenige nämlich, der eine sichtbare (Gestalt) hat, der Mensch, heißt „der Untere“. Und derjenige, dem das Verborgene gehört, der ist über ihm.
Mit Recht unterscheidet man das Innere und das Äußere und das Äußerste des Äußeren. Deshalb nannte der Herr das Verderben „die äußerste Finsternis“. Noch weiter außerhalb von ihr gibt es nichts. Er sprach auch von seinem „Vater, der im Verborgenen ist“, nämlich: „Gehe in deine Kammer, schließe die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“ – das heißt, der das Innerste von ihnen allen ist. Was aber das Innerste von ihnen allen ist, ist die Fülle der Fülle. Weiter drinnen gibt es nichts. Das Innerste ist der, von dem gesagt wird, dass er „über ihnen“ ist.
Vor Christus kamen einige (aus der oberen Welt) heraus und konnten nicht mehr in sie hineingelangen; und sie gingen (in die untere Welt) hinein und konnten nicht mehr aus ihr herausgelangen. Christus aber kam, und die (in die untere Welt) hineingegangen waren, brachte er heraus, und die (aus der oberen Welt) herausgegangen waren, brachte er wieder hinein. Als Eva noch in Adam war, gab es keinen Tod. Als sie sich von ihm trennte, entstand der Tod. Wenn sie wieder in ihn hineingeht und er sie zu sich nimmt, wird es keinen Tod mehr geben.
„Mein Gott, mein Gott, warum, o Herr, hast du mich verlassen!“ Es war am Kreuz, als er diese Worte sprach, (denn dort trennte er sich von dem oberen Ort, er, der gezeugt wurde aus dem Heiligen Geist durch Gott. Er erstand von den Toten auf, er wurde wieder, wie er gewesen war, aber jetzt war sein Leib vollkommen.)
Er ist wieder im Fleisch, aber dieses Fleisch ist wahrhaftiges Fleisch. Unser Fleisch hingegen ist kein wahrhaftiges Fleisch, sondern nur ein Abbild des wahrhaftigen.
Für die Tiere gibt es keine Hochzeit im Brautgemach, auch nicht für Sklaven oder für befleckte Frauen. Es wird nur Freien zuteil und Jungfrauen. Durch den Heiligen Geist werden wir wiedergeboren. Geboren aber werden wir durch Christus. In beiden Vorgängen werden wir gesalbt vom Geist. Indem wir geboren werden, werden wir wieder (mit Gott) vereinigt.
Niemand kann sich ohne Licht selbst sehen, weder im Wasser noch im Spiegel. Andererseits sieht man auch im Licht nichts ohne Wasser und Spiegel. Daher ist es notwendig, mit beidem getauft zu werden: mit Licht und mit Wasser. Das Licht aber ist die Salbung.
In Jerusalem gab es drei verschiedene Gebäude als Opferstätten. Das eine, gegen Westen gelegene, nannte man das „Heilige“. Das andere, gegen Süden, hieß „das Heilige des Heiligen“. Das dritte, gen Osten gelegene, nannte man „Das Heilige der Heiligen“. Es war der Ort, den nur der Hohepriester betreten durfte. Die Taufe ist das Heilige. Die Auferstehung ist das Heilige des Heiligen. Das Heilige der Heiligen aber ist die Hochzeit im Brautgemach. Die Taufe zieht die Auferstehung und die Erlösung nach sich, die Erlösung führt ins Brautgemach. Das Brautgemach aber ist in dem, was erhabener ist als diese alle, es gibt nichts Erhabeneres. (Es gab welche, die im „Heiligen“ beteten zu Jerusalem; andere gab es, die beteten im „Heiligen des Heiligen“ zu Jerusalem; und wieder andere, die beteten im „Heiligen der Heiligen“ zu Jerusalem. Aber sie beteten nur und hielten Ausschau nach den Mysterien. Sie konnten nicht eintreten in die Mysterien, bevor der Vorhang zerriss. Da aber zeigte sich ein wahres Brautgemach, wo vorher nur ein Abbild des oberen war, (der äußere Tempel). Sein Vorhang zerriss von oben bis unten. Denn einigen war es bestimmt, von unten herauf nach oben zu gelangen.
Alle, die das vollkommene Licht(kleid) anlegen, können von den Mächten nicht gesehen und daher auch nicht ergriffen werden. Wer das Licht(kleid) anlegt im Mysterium, wird zur Vereinigung gelangen. Hätte sich das Weib nicht vom Mann getrennt, so würde es nicht sterben mit dem Manne. Diese Trennung ist die Ursache des Todes. Deshalb kam Christus, damit er die Trennung, die vom Anfang (der Welt) an bestand, wieder beseitige, sie beide vereinige und allen, die durch die Trennung gestorben waren, Leben gebe und sie wieder vereinige. Im Brautgemach aber ist es, wo sich die Frau (die Seele), mit ihrem Gatten (dem Geist) vereinigt. Und wer sich im Brautgemach vereinigt, trennt sich nie mehr. Eva konnte sich von Adam trennen, da sie noch nicht mit ihm verbunden gewesen war im Brautgemach.
Die Seele Adams entstand aus einem Hauch. Ihr Gefährte ist der Geist. (Der Hauch,) der ihm gegeben wurde, ist aus der Mutter. Aber (die Mächte der Erde) nahmen seine Seele und setzten ein Abbild an ihre Stelle, da sie, wenn sie sich mit dem Geist vereinigt, Worte spricht, die erhabener sind als alle Schöpfungen der Mächte. Sie missgönnten ihr ihre Verbindung mit dem Geist. (Diese Verbindung ist das Brautgemach, das im Verborgenen ist. Als aber die Mächte die Seele vom Geist trennten und sie durch ein Abbild ersetzten, wurde auch aus dem Brautgemach ein bloßes Abbild, durch das sich die Menschen befleckten.)
Jesus offenbarte sich am Jordan. Die Fülle der Fülle des Himmelreiches offenbarte sich. Er, der vor der Entstehung der Welt geboren war, wurde von neuem geboren. Der schon Gesalbte wurde wieder gesalbt. Der schon Erlöste erlöste nun andere.
Ein Geheimnis sei ausgesprochen: An diesem Tage vereinigte sich der Vater des Alls mit der Jungfrau (dem Heiligen Geist), die herabkam – und ein Schöpfungsstrahl leuchtete auf. Jesus offenbarte sich im großen (kosmischen) Brautgemach. Denn an diesem Tag entstand sein (Licht-)Leib. Er ging aus dem Brautgemach hervor, er wurde von Bräutigam und Braut erzeugt. Und so erzeugte Jesus das All in sich durch diese beiden. So muss auch jeder seiner Jünger in seine Ruhe eingehen. Adam entstand aus zwei Jungfrauen: aus dem (Heiligen) Geist und aus der jungfräulichen Erde (der Seele). Deshalb wurde auch Christus aus einer Jungfrau geboren, damit er den Fehltritt in Ordnung bringe, der am Anfang der Welt geschehen war.
Es wachsen zwei Bäume im Paradies. Der eine macht zu einem Tier, wenn man von ihm isst, der andere zu einem Menschen. Adam aß von dem Baum, der zum Tier macht. Daher wurde er zum Tier und brachte selbst Tiere hervor. Deswegen verehren die Kinder Adams die Tiere. (Der Baum, von dessen Frucht Adam aß, ist der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und so wurden die Tiere zahlreich.
Wenn aber ein Mensch von dem Baum isst, der zum Menschen macht, wird er zum Menschen und bringt Menschen hervor. Dann verehrt der Mensch den Menschen.)
Gott schuf den Menschen. Aber jetzt schaffen die Menschen sich Gott. So ist es in der Welt: die Menschen schaffen sich Götter und verehren ihre Schöpfungen. Aber in Wahrheit müssten die Götter die Menschen, (als ihre Erzeuger), verehren.
Die Werke des Menschen entstehen aus seiner Macht. Daher nennt man seine Werke auch „die Mächte“. Seine Kinder jedoch entstehen aus der Ruhe, (seinem unveränderlichen Wesen). So wohnt seine Macht in seinen Werken, während seine Ruhe sich in seinen Kindern zeigt. Und du wirst finden, dass das auch für das Abbild des Menschen gilt. Denn auch der abbildliche Mensch schafft seine Werke aus seiner Macht, während er seine Kinder aus der Ruhe zeugt.
In dieser Welt dienen die Sklaven den Freien. Im Reich der Himmel werden die Freien den Sklaven dienen. Die Kinder des Brautgemachs werden den Kindern der irdischen Zeugung dienen. Die Kinder des Brautgemachs haben alle denselben Namen. Zusammen haben sie an der Ruhe teil. Sie brauchen keine äußere Wahrnehmung, denn sie haben (die innere Betrachtung.) (Diejenigen, die in der Wahrnehmung leben, halten die Vielheit der Dinge in Ehren. Aber diejenigen, die in der inneren Betrachtung leben, halten die Ruhe in Ehren.)
Wer hinabsteigt ins Wasser der Taufe, den wird Jesus erlösen. Denn er stieg aus dem Wasser der Taufe hervor. So wird er vollenden, die getauft werden in seinem Namen. Sprach er nicht: „So werden wir alle Gerechtigkeit erfüllen“?
Diejenigen, die sagen: zuerst stirbt man, dann ersteht man auf, irren. Wenn man nicht zuerst, noch bei Lebzeiten, die Auferstehung gewinnt, wird man im Tode nichts gewinnen. So reden sie auch von der Taufe und sagen: „Groß ist die Taufe, denn wenn man sie empfängt, wird man leben.“ (Aber wenn man die Taufe empfängt, ohne schon zu leben, hat man nichts empfangen.)
Der Apostel Philippus sprach: Joseph, der Zimmermann, pflanzte einen Garten, weil er Hölzer für sein Handwerk brauchte. Er zimmerte das Kreuz aus den Bäumen, die er gepflanzt hatte. Und sein Same hing (am Kreuz), das er gepflanzt hatte. Sein Same war Jesus, was er pflanzte, war das Kreuz.
Der Baum des Lebens ist in der Mitte des Paradieses. Er ist der Ölbaum, aus dem das Salböl entsteht. Und aus dem Salböl ist die Auferstehung.
Diese Welt nährt sich von Leichen. Alle Dinge, die man in ihr isst, sind sterblich. Die Wahrheit aber nährt sich vom Lebendigen. Deshalb wird niemand, der sich von der Wahrheit nährt, sterben. Jesus kam von jenem Ort und brachte Nahrung von dort. Und allen, die wollen, gab er Leben, damit sie nicht stürben.
Gott schuf ein Paradies. Der Mensch lebte im Paradies. (Es gibt keine Trennung darin, und der Mensch lebte darin im Angesicht Gottes. Dort existiert die Einheit, und unter den Menschen ist keine Trennung. Dieser Garten) ist der Ort, wo zu mir gesagt werden wird: „Mensch, iss dies, oder iss jenes nicht, ganz nach deinem Wunsche.“ An diesem Ort also werde ich alle Dinge essen, da sich hier der Baum der Erkenntnis (des Lebens) befindet. Der Baum der Erkenntnis (des Guten und Bösen) tötete Adam. Der Baum der Erkenntnis (des Lebens) macht den Menschen lebendig. Der Baum, der das Gesetz ist, tötet. Er hat zwar die Fähigkeit, die Erkenntnis des Guten und Bösen zu verleihen. Aber er entfernt den Menschen weder vom Bösen noch hält er ihn im Guten, sondern er bewirkt Tod für alle, die von ihm essen. Denn dadurch, dass gesagt wird: „Esst dieses, esst jenes nicht“, (dass also ein äußeres Gesetz aufgestellt wird), wird der Baum zur Ursache des Todes.
Die Salbung steht über der Taufe. Denn kraft der Salbung werden wir Christen genannt, nicht kraft der Taufe. Und auch Christus wurde kraft der Salbung so genannt, denn der Vater salbte den Sohn. Der Sohn salbte die Apostel. Die Apostel salbten uns. Wer gesalbt worden ist, hat alles: er hat die Auferstehung, das Licht, das Kreuz und den Heiligen Geist. Der Vater gibt ihm dies alles im Brautgemach, dort empfängt er es. Der Vater war im Sohn, und der Sohn im Vater. Das ist das Reich der Himmel.
Sehr zutreffend sagte der Herr: „Einige gingen befreit lachend ins Reich der Himmel ein und kamen lachend heraus aus der Welt.“ So wird ein Mensch ein Christ, indem er die Taufe und die Salbung erhält und sogleich lacht über die Welt. Auch Christus stieg hinunter ins Wasser zur Taufe und stieg wieder herauf, befreit lachend über diese Welt. (Er maß ihr keine größere Bedeutung mehr bei als einem flüchtigen Scherz, sondern verachtete ihre Vergänglichkeit.
Und lachend betrat er das Himmelreich.) Wenn einer die Welt verachtet und sie wie einen Scherz verschmäht, wird er lachend aus ihr herauskommen. Und so ist es nicht nur (bei der Taufe), sondern auch beim Abendmahl, dem Brot und dem Kelch, und beim Öl (der Erlösung), und es gibt sogar noch ein höheres (Mysterium, wo es auch so ist).
Die Welt entstand durch einen Fehltritt. Denn der sie schuf, (der ursprüngliche Mensch), wollte sie unvergänglich und unsterblich schaffen. Er kam jedoch zu Fall und erreichte nicht das Ziel seiner Hoffnung. Daher wurde die Welt nicht unvergänglich, und blieb auch er nicht unvergänglich, der die Welt geschaffen hatte. Denn nichts in ihr ist unvergänglich. Unvergänglich sind allein die Kinder (Gottes). Kein Ding wird Unvergänglichkeit erhalten können, wenn der (Mensch) nicht wieder zu einem Kind (Gottes) wird.
Wer nicht imstande ist, zu empfangen, der wird noch viel weniger geben können.
Der Kelch des Gebetes enthält Wein und Wasser. Sie sind Sinnbild des Blutes, das dankbar angenommen wird. Er ist gefüllt mit dem Heiligen Geist, der dem ganzen vollkommenen Menschen bestimmt ist. Wenn wir diesen Kelch trinken, werden wir den vollkommenen Menschen empfangen. Das lebendige Wasser ist etwas Leibliches. Wir müssen den lebendigen Menschen anziehen. Wenn wir also zur Taufe ins Wasser hinuntersteigen, ziehen wir den (toten Menschen) aus, damit wir den lebendigen anziehen können.
Ein Pferd zeugt ein Pferd, ein Mensch zeugt einen Menschen, ein Gott zeugt einen Gott. Ebenso verhält es sich mit dem Bräutigam und der Braut. Ihre Kinder entstehen aus der Hochzeit im Brautgemach. So gab es auch niemals einen Juden, der aus einem Griechen hervorgegangen wäre, solange das Gesetz besteht.
Auch wir waren Juden, von Juden gezeugt, bevor wir als Christen (aus Christus) gezeugt wurden. (Wer aus dem Brautgemach gezeugt wird), wird das „auserwählte Geschlecht des wahren Menschen und des Sohnes des Menschen“ genannt oder „der Nachkomme des Sohnes des Menschen“. Das „wahre Geschlecht“ werden solche Menschen in der Welt genannt. Das „wahre Geschlecht“ ist der Aufenthaltsort für die Kinder des Brautgemachs.
Wenn sich in dieser Welt Mann und Frau vereinigen, bedeutet dies, dass sich Stärke und Schwäche vereinigen. Doch in der Ewigkeit ist die Art der Vereinigung ganz anders, obwohl wir sie auch mit diesen Namen (Hochzeit und Brautgemach) bezeichnen. In Wirklichkeit aber haben die (Wesen) dort andere Namen, die höher sind als alle ausgesprochenen Namen, und sie sind den Starken (der Welt) überlegen. Denn dort, wo die wahre Gewalt ist, offenbaren sich diejenigen, die stärker sind als die Gewaltigen dieser Welt. (In dieser Welt) ist der eine stark (der Mann), die andere schwach (die Frau). Und sie beide sind einer in dieser Welt. Dieser eine wird niemals dem Herzen des Fleisches entsteigen können.
Es ist nicht unbedingt so, dass, wer das All besitzt, sich auch selbst erkennt. Aber wer sich selbst nicht erkennt, kann auch nicht genießen, was er besitzt. Nur wer sich selbst erkannt hat, genießt es.
Der vollkommene Mensch kann nicht festgehalten, er kann auch nicht gesehen werden. Würde man ihn sehen können, würde er auch festgehalten werden.
Keiner erwirbt sich diese Gnade, außer er legt das vollkommene Lichtkleid an und wird selbst vollkommen. Jeder der das Licht(kleid) anlegt, wird ungesehen aus dieser Welt herausgehen können. Das ist das vollkommene Licht(kleid), und wir müssen vollkommene Menschen werden, bevor wir aus dieser Welt herausgehen können.
Wer aber das All gewinnt, ohne Herr zu sein über das All, gelangt nicht an jenen Ort der Vollkommenheit, sondern er geht in die Mitte, die dazwischen ist, als ein Unvollendeter. Nur Jesus kennt das Ende eines solchen Menschen.
Der heilige Mensch ist durch und durch heilig, einschließlich seines Leibes. Denn wenn er das Brot empfängt, heiligt er es, und wenn er den Kelch empfängt, heiligt er ihn, wie er auch alles übrige heiligt. Wird er da nicht auch den Leib heiligen? Jesus hat das Wasser der Taufe geheiligt, und so hat er mit ihm den Tod hinweggespült. Deshalb steigen wir hinunter ins Wasser der Taufe, steigen aber nicht hinab in den Tod, damit wir nicht zusammen mit dem Geist der Welt hinweggespült werden.
Wenn der Geist der Welt weht, wird Winter.
Wenn der Heilige Geist weht, wird Sommer.
Wer die Erkenntnis der Wahrheit hat, ist frei. Der Freie aber sündigt nicht. Denn wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht. Die Wahrheit ist die Mutter, die Erkenntnis ist der Vater. Diejenigen, die nicht die Freiheit haben, gegen die Welt zu sündigen, nennen sich „Freie, die nicht die Freiheit haben, zu sündigen“. Denn die Erkenntnis der Wahrheit erhebt zwar ihre Herzen, das heißt, macht sie frei und bewirkt, dass sie sich über den Ort (dieser Welt) erheben. Die Liebe aber ist immer dienstbar.
Wer also frei geworden ist durch die Erkenntnis, ist Knecht durch die Liebe, Knecht derer, die noch nicht frei werden konnten dadurch, dass sie die Erkenntnis aufnahmen. Die Erkenntnis aber macht sie dann fähig zur Freiheit.
Die Liebe nimmt nichts an sich. Sie braucht nichts an sich zu nehmen, da alles ihr gehört. Sie sagt nicht: „Das gehört mir“ oder („Jenes gehört mir“), sondern sie sagt: „Ich schenke alles dir“.
Die Liebe des Geistes kann nichts für sich behalten. Sie ist Wein und Öl. Wer sich mit ihr salbt, wird ihrer Freude teilhaftig. Solange die mit ihr Gesalbten da sind, haben Anteil an ihrer Freude auch die, welche in ihrem Umkreis stehen.
Wenn aber die mit Salbe Gesalbten nicht mehr bei ihnen stehen und sie verlassen, müssen die Nicht-Gesalbten, die nur bei ihnen standen, wieder in ihren üblen Geruch zurückfallen. Der Samariter gab dem Verwundeten nichts als Wein und Öl, also nichts anderes als die Salbe. Und er heilte seine Wunden. Denn die Salbe bedeckt eine Menge Sünden.
Die Kinder einer Frau, die sie gebiert, gleichen dem, den sie liebt. Liebt sie ihren Gatten, gleichen sie ihrem Gatten. Liebt sie einen Ehebrecher, gleichen sie ihm. Es kommt oft vor dass eine Frau nur dem Gebot gehorchend mit ihrem Gatten schläft, dass ihr Herz aber bei dem Ehebrecher ist, mit dem sie auch Verkehr hat. Dann gebiert sie ein Kind, das dem Ehebrecher gleicht. Ihr aber, die ihr mit dem Sohn Gottes seid, liebt nicht die Welt, sonder liebt den Herrn, damit das, was ihr zeugt, nicht der Welt, sondern dem Herrn ähnlich wird.
Der Mensch verbindet sich mit dem Menschen, das Pferd mit dem Pferd, der Esel mit dem Esel, alle Arten mit ihren Artgenossen. So verbindet sich auch der Geist mit dem Geist, das Wort vereinigt sich mit dem Wort, das Licht vereinigt sich mit dem Licht.
Wenn du Mensch wirst, liebt dich der Mensch.
Wirst du Geist, vereinigt sich der Geist mit dir.
Wirst du Wort, vereinigt sich das Wort mit dir.
Und wenn du Licht wirst, vereinigt sich das Licht mit dir.
Wenn du wirst wie die Wesen von oben, werden sich die Wesen von oben auf dich niederlassen.
Wenn du Pferd wirst oder Esel, Kalb oder Hund, Schaf oder ein anderes von den Tieren, die außen und unten sind, können dich weder der Mensch noch der Geist noch das Wort noch das Licht, auch nicht die Wesen von oben und innen lieben. Sie können nicht in dir Wohnung nehmen, du hast keinen Anteil an ihnen.
Wer nur gezwungen Sklave ist, kann frei werden. Wer durch die Gnade seines Herrn frei geworden ist, sich selbst aber wieder in die Sklaverei verkauft hat, kann nicht mehr frei werden.
Die Ackerfrucht der Welt bedarf des Zusammenwirkens von vier Kräften. Eine Ernte wird in die Scheunen eingebracht nur durch die Wirksamkeit von Wasser, Erde, Wind und Licht. Ebenso besteht die Frucht Gottes durch vier Kräfte: Glaube, Hoffnung, Liebe und Erkenntnis. Unsere Erde ist der Glaube, in dem wir Wurzel fassen. Das Wasser ist die Hoffnung, durch sie ernähren wir uns. Der Wind ist die Liebe, durch sie wachsen wir. Das Licht aber ist die Erkenntnis, durch sie reifen wir. (Die Gnade ist ein Landmann. Die Frucht des Landmannes sind Menschen, die hinaufgehen in die Höhe des Himmels.)
Selig ist der Knecht, der nie eine Seele irregeführt hat. Das ist Jesus Christus. Er begegnete allen auf der Welt, ohne erkannt zu werden, und legte niemandem eine Last auf. Deshalb ist er, da er so ist, selig, denn er ist ein vollkommener Mensch. Er ist der Logos. Richtet euch nach ihm, denn schwierig ist es, den vollkommenen Menschen zu erbauen. Wie können wir dieses große Werk vollbringen? Wie wird (der vollkommene Mensch) einem jeden Ruhe geben?
Vor allem dürfen wir niemanden betrüben, keinen Großen und keinen Kleinen, keinen Ungläubigen und keinen Gläubigen.
Nur denen lässt sich aber Ruhe geben, die im Guten ruhen (können).
Es gibt Menschen, die um ihres Vorteils willen dem „Ruhe“ geben, der sich ordentlich beträgt. Aber ein Mensch, der das Gute tut, vermag so jemandem keine Ruhe zu geben. Denn das steht nicht in seinem Belieben. Trotzdem ist es ihm unmöglich, jemanden zu betrüben, außer wenn Menschen sich selbst seinetwegen Betrübnis schaffen. Und so betrübt auch der, der das Gute tut, doch manchmal andere. Nicht er betrübt sie also, sondern ihre eigene Schlechtigkeit macht sie betrübt. Wer die Natur (des Guten) hat, gibt dem Guten Freude. Auf Menschen, (die schlecht sind), wirkt aber diese Natur so, dass sie sich selbst betrüben.
Ein Hausherr verfügte über alle Dinge: Kinder, Sklaven, Vieh, Hunde, Schweine, Weizen, Gerste, Stroh und Gras, Rhizinusöl, Fleisch und Eicheln. Es war ein kluger Mensch, der die richtige Nahrung für jeden kannte. Den Kindern setzte er Brot vor, Olivenöl und Fleisch, den Sklaven Rhizinusöl und Korn. Dem Vieh warf er Gerste vor, Stroh und Gras, den Hunden Knochen, den Schweinen Eicheln und Brotabfall.
Ebenso ist es mit dem Jünger Gottes. Wenn er klug ist, begreift er die Jüngerschaft richtig und wird sich von den körperlichen Formen nicht täuschen lassen. Er wird auf die Beschaffenheit der Seele eines jeden achten und entsprechend mit ihm reden. Es gibt viele Tiere auf der Welt, die menschliche Gestalt haben. Wenn er sie als solche erkennt, wird er den Schweinen Eicheln vorwerfen, dem Vieh Gerste, Stroh und Gras. Den Hunden wird er Knochen vorwerfen. Den Sklaven wird er nur die Grundbegriffe der Lehre geben, den Kindern aber die vollständigen Lehren.
Es gibt den Sohn des Menschen und es gibt den Sohn des Sohnes des Menschen. Der Herr ist der Sohn des Menschen. Sohn des Sohnes des Menschen ist derjenige, der durch den Sohn des Menschen geschaffen wird. Der Sohn des Menschen erhielt von Gott die Fähigkeit, zu schaffen. Er hat aber auch die Fähigkeit, zu zeugen. Wer die Fähigkeit zu schaffen erhalten hat, ist selbst ein Geschöpf. Wer die Fähigkeit zu zeugen erhalten hat, ist selbst ein Gezeugter. Wer schafft, kann deshalb nicht auch schon zeugen. Wer aber zeugt, kann auch schaffen.
Zwar gibt es die Redewendung: „Wer schafft, zeugt“. Aber das Erzeugnis des Schaffenden ist nur ein Geschöpf. Seine Erzeugnisse sind nicht seine Kinder, sondern nur seine Werke. Wer schafft, wirkt im Sichtbaren und ist selbst sichtbar. Wer aber zeugt, wirkt im Verborgenen und ist selbst verborgen.
(Das Geschöpf) ist nur ein Abbild. Wer schafft, schafft im Sichtbaren. Wer aber zeugt, der zeugt Kinder im Verborgenen.
Niemand weiß, an welchem Tag sich Mann und Frau miteinander vereinigen – nur sie allein. Denn im geheimen vollzieht sich die Hochzeit der Welt bei allen, die sich eine Frau genommen haben. Wenn sich aber schon die Hochzeit der Befleckung im geheimen vollzieht, um wie viel mehr ist die unbefleckte Hochzeit ein wirkliches Geheimnis. Sie ist nicht fleischlich, sondern rein. Sie entspringt nicht der (sklavischen) Begierde, sondern dem (frei gewordenen) Willen. Sie gehört nicht zur Finsternis und Nacht, sondern zum Tag und zum Licht.
Wenn eine Hochzeit sich nicht im geheimen vollzieht, so wird sie zur Unzucht. Und die Braut begeht Unzucht nicht nur, wenn sie den Samen eines anderen Mannes empfängt, sondern auch, wenn sie ihrem Schlafgemach entweicht und sich öffentlich zeigt. Nur ihrem Vater, ihrer Mutter, dem Freund des Gatten und den Kindern des Gatten darf sie sich zeigen. Ihnen ist es erlaubt, täglich das Brautgemach zu betreten. Die anderen aber mögen sich mit dem Wunsch begnügen, die Stimme der Braut zu hören und von ihrer Salbe zu zehren! Sie mögen sich nähren von den Abfällen, die von ihrem Tisch fallen, wie Hunde!
Bräutigam und Braut gehören ins Brautgemach. Niemand kann Bräutigam und Braut sehen, außer er wird selbst zu Bräutigam oder Braut.
Als Abraham (seine Augen erhob), dass er sähe, was er sehen sollte, beschnitt er das Fleisch der Vorhaut. Dadurch lehrte er uns, dass das Fleisch vernichtet werden muss, bevor diese Welt verlassen werden kann. Solange die Begierden des Menschen im Verborgenen sind, bleiben sie bestehen und leben. Sobald sie ins Sichtbare treten, sterben sie, ganz so, wie es beim leiblichen Menschen ist. Denn wenn seine Eingeweide zum Vorschein kommen und aus dem Körper heraustreten, muss er sterben. Ebenso ist es bei einem Baum. Solange seine Wurzel verborgen ist, wächst er und lebt. Kommt aber seine Wurzel zum Vorschein, verdorrt der Baum. Und so ist es mit jedem Geschöpf in der Welt, nicht nur mit dem Sichtbaren, sonder auch mit dem Verborgenen. Solange die Wurzel der Bosheit verborgen ist, ist sie stark. Wird sie aber erkannt, löst sie sich auf. Wird sie sichtbar, schwindet sie dahin. Deshalb sagt das Wort: „Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt.“ Die Axt ist nicht dazu da, abzuhauen. Was man abhaut, wächst wieder nach. Sondern die Axt gräbt hinunter bis zum Grund, bis sie die Wurzel heraufbringt.
Jesus riss die Wurzel (der Welt) ganz heraus, andere taten dies nur teilweise. Graben wir daher alle nach der Wurzel der Bosheit, die in uns ist, und reißen wir die Wurzel ganz aus unserem Herzen! Sie wird ausgerissen, indem wir sie erkennen. Erkennen wir sie nicht, wurzelt sie weiter in uns und bringt ihre Früchte hervor in unseren Herzen. Dann ist sie Herr über uns, wir sind ihre Knechte. Sie nimmt uns gefangen, so dass wir tun, was wir nicht wollen, und nicht tun, was wir wollen. Sie bleibt mächtig, weil wir sie nicht erkennen.
Und solange sie vorhanden ist, wirkt sie auch.
Die Unwissenheit ist die Mutter der Früchte der Bosheit. Die Unwissenheit ist die Erzeugerin des Todes. Denn wer aus der Unwissenheit ist, hat weder gelebt, noch lebt er, noch wird er leben.
Wer aber in der Wahrheit ist, wird vollendet werden, wenn die ganze Wahrheit offenbar wird. Denn hierin ist die Wahrheit wie die Unwissenheit: Wenn sie verborgen ist, ruht sie (unbeachtet) in sich. Wird sie aber offenbar und erkannt, so wird sie (anders als die Unwissenheit) gepriesen, weil sie mächtiger ist als die Unwissenheit und der Irrtum. Sie nämlich macht frei. So sprach auch das Wort: „Die Wahrheit wird euch frei machen, wenn ihr sie erkennt.“
Die Unwissenheit ist Knechtschaft. Die Erkenntnis ist Freiheit. Wenn wir die Wahrheit erkennen, werden wir die Früchte der Wahrheit in uns ernten. Wenn wir uns mit ihr vereinigen, wird sie uns als Fülle der Fülle empfangen.
Jetzt besitzen wir die sichtbaren Dinge der geschaffenen Welt. Und wir sagen: „Sie sind wertvoll und stark. Die verborgenen Dinge aber sind wertlos und schwach.“ So ist es tatsächlich, wenn die Dinge der Wahrheit in die sichtbare Welt treten. Dann sind sie schwach und gelten als unwert. Verborgen aber sind sie stark und wertvoll. Die Mysterien der Wahrheit sind die sichtbar gewordene Wahrheit. Sie sind ihre Sinnbilder und Abbilder.
Das Brautgemach selbst aber ist verborgen. Es ist das Heilige der Heiligen.
Der Vorhang verbarg es zwar noch, während Gott die geschaffene Welt regierte. Wenn aber der Vorhang zerreißt und das Innere zum Vorschein kommt, wird das Haus dieser Welt öde zurückgelassen, ja es wird zerstört werden. Denn alles, was Abbild der göttlichen Wahrheit war, wird aus den Orten (dieser Welt) fliehen – allerdings nicht hinein ins Heiligste der Heiligen. Denn mit dem reinen Licht und der makellosen Fülle der Fülle kann es sich nicht verbinden. Doch wird es sich unter die Flügel des Kreuzes flüchten und unter seine Arme. Die Arche wird ihm zur Rettung werden, wenn die Sintflut über die Welt hereinbricht. (Früher) konnten nur einige wenige, die zum Stamm der Priester gehörten, mit dem Hohepriester hinter den Vorhang gelangen. Aber der Vorhang zerriss nicht nur oben, so dass sich (das Verborgene) nur denen, die von oben sind, geöffnet hätte. Auch zerriss er nicht nur unten, so dass es sich nur denen, die von unten sind, gezeigt hätte. Sondern er zerriss von oben bis unten. Die von oben öffneten uns, die wir von unten sind, damit wir hineingehen könnten ins Verborgene der Wahrheit, ins Verborgene, das das wirklich Wertvolle und Starke ist. Wir betreten es zwar anhand wertloser und schwacher Sinnbilder. Aber sie sind nur wertlos im Vergleich zur vollkommenen Herrlichkeit.
Es gibt nämlich eine Herrlichkeit, die andere Herrlichkeiten weit übertrifft, und eine Kraft, die andere Kräfte weit übertrifft. Deshalb hat das Vollkommene und das Verborgene der Wahrheit sich uns geöffnet. Und das Heiligste der Heiligen hat sich uns geoffenbart und das Schlafgemach hat uns zu sich hineingerufen.
Solange es nicht offenbart ist, ist die Bosheit zwar nichtig. Aber sie ist noch nicht aus dem Samen des Heiligen Geistes entfernt, in dessen Mitte sie sich eingenistet hat. Aus diesem Grund sind die Menschen Knechte der Bosheit.
Wenn aber das Licht offen zutage tritt, dann wird sich das vollkommene Licht über alle ergießen, und alle, die in ihm sind, werden gesalbt werden. Dann werden die Sklaven frei, die Gefangenen losgekauft sein. „Jede Pflanze des Himmels pflanzt mein Vater, der in den Himmeln ist, und sie wird nicht ausgerissen werden.“
Die Getrennten werden vereinigt, das Leere wird voll werden.
Alle, die das Brautgemach betreten, werden sich bei Licht vereinigen. Sie vereinigen sich dann nicht wie bei den Hochzeiten der Befleckung, für die (wir erst ein Licht anzünden) müssen, weil sie sich nachts vollziehen. Das Feuer dieser Hochzeiten brennt nur nachts und erlischt dann wieder. Die Mysterien der (heiligen) Hochzeit aber vollziehen sich am Tage und im Licht. Und dieser Tag und sein Licht verlöschen niemals. Wenn jemand Kind des Brautgemachs wird, empfängt er dieses Licht. Wenn aber jemand es nicht empfängt, während er noch in dieser Welt ist, so kann er es auch in der anderen Welt nicht empfangen. Wer jedoch dieses Licht empfängt, wird nicht erkannt, noch gehalten, noch von irgend jemand belästigt werden können, ob er in der Welt lebt oder hinausgeht aus der Welt. Er hat schon die Wahrheit empfangen in den Abbildern. Die Welt wurde für ihn zur Ewigkeit, die Ewigkeit ist für ihn die Fülle der Fülle. Sie ist jetzt ihm, dem wieder eins Gewordenen, offenbar. Und er lebt nun (für die Augen der Welt) als Verborgener, doch nicht mehr verborgen in Finsternis und Nacht, sondern verborgen in einem vollkommenen Tag und einem heiligen Licht.
Text: Übersetzung von Konrad Dietzfelbinger Bild: Philippus Icone vom Sinai 10. Jh.
4 Kommentare
Christoph Grassberger
Eine wertvolle Ergänzung zu den anderen Evangelien. Die Ergänzung der 3 christlichen Grundtugenden Glaube, Liebe und Hoffnung durch die Erkenntnis ist neu. Erkenntnis setzt aber die geistige Kapazität zur Fähigkeit der Erkenntnis voraus, mehr noch, sie setzt die innere Staerke voraus eine Erkenntnis zuzulassen, die man nur schwer akzeptieren kann. Zum Beispiel schreibt Philippus von Tieren in Menschengestalt, das führt sofort zur möglichen Gefahr der Klassifizierung der Menschen in wertvolle und nicht so wertvolle Menschen. Hinweise auf 2 unterschiedliche Menschenarten sind meiner Meinung nach im 1. Buch Moses angedeutet: 1.Buch Mose, 1:27 (gleichzeitige Schöpfung des Menschen als Mann und Frau im Bilde Gottes, unabhängig voneinander) und 1.Buch Mose, 2:7 und 2:22 (Schöpfung des Mannes aus dem Staub des Erdbodens, danach, zeitversetzt, Schöpfung der Frau aus einem Teil des Mannes). Ich glaube es ist nicht so wichtig, was ein Mensch ist, wichtig ist, was er aus seinem Sosein macht, wenn er dazu aufgrund seiner Erziehung und seinem sozialen Umfeld in in die Lage versetzt wurde, seine ursprüngliche Art zu überwinden.
Viele Grüße, Christoph Grassberger
Margit Gläser
Ich möchte wissen was mit den Tieren ist.
Vestehe auch nicht alle Textstellen, gibt zuviele Gleichnisse.
Joachim Neumann
Joachim Neumann
Wer sich diesen langen Text,–nur oberflächig betrachtet,–er wird ihn,–wenn er das gelesene Wort versteht,–als wahr empfinden,–
doch bei tieferer Betrachtung,–zerfallen manche Absätze,–in den Strudel des Untergangs,–
Wer nun behauptet,–die welt sei aus einem Fehler heraus,–entstanden,–er lästert den Schöpfer,–denn da jener schöpfer alles vom Anbeginn an wusste,–so war ihm auch die sünde Adams bekannt,–auf Punkt und Komma genau,–
wenn man dazu dann auch noch behauptet,–der Baum der Erkenntnis,–davon hat adam genossen,–und etwa zwei sätze weiter behauptet der Schreiber es wäre der Baum der Tiere gewesen,–man kann es im übertragendem sinn sehen,–nur drückt der Inhalt das so nicht aus,–der erste Sohn,–sprich Kain,–wurde erst nach etlichen Jahrzehnten,–zum Mörder an seinen Bruder Abel,–erst durch den Mord,–wurde Kain,–ein Tierisches Herz zuteil,–dieser Mord geschah aus Eiversucht,–auf seinen Bruder,–
was sich vom Glauben an den Allmächtigen abwendet,–den falschen Weg geht,–das ist in seiner Art und Form,–seinem Lebensstil,–tierisch,–denn er geht aus allen möglichen und unmöglichen Motiven über Leichen,–ebenso wie Tiere ihre Artgenossen töten,–wer nicht Glaubt,–lebt nur für sich selber,–Egoismus,–Eigensinn,–Pur,–denn auch Satan,–ist ja ein Tier,–Er selber ist der drache die Schlange,–wie soll man nun seine Zöglinge nennen,–Menschen,–das passt nicht,–Tiere,–das trifft den Nagel auf den Kopf,–
Fazit,–man muss Filtern,–Taufe und Hochzeit,–haben auch wiedersprüche in sich,–Amen,–
vlg.
joachim Neumann
so'Luka
Paulus, ein Apostel , nicht von Menschen,
auch nicht durch einen Menschen, sondern
durch Jesus Christus, und GOTT, den Vater,
der ihn auf’erweckt hat, von den Toten,
BRIEF, DES PAULUS, AN GALATER
Kapitel 1
Vers 2: und alle Brüder, die bei mir sind, an die
Gemeinden in Galatien
3) Gnade , sei mit euch, und Friede, von GOTT,
unserem Vater, und dem HErr’n Jesus Christus
4) der sich selbst für unsere Sünden dahin’gegeben
hat, daß Er uns er’rette, von dieser gegen’wärtigen
bösen Welt; nach dem Willen GOTT’es, unseres
Vater’s.
5) dem sei EHRE, von Ewig’keit zu Ewig’keit, Amen.
/ ((Gegen Ver’fälschung, des Evangelium’s))
6) Mich wundert, daß ihr euch, so bald ab’wenden
laßt, von dem, der euch be’rufen hat, in die
Gnade Christi , zu einem ander’n Evangelium.
7) ob’wohl es doch kein and’res gibt; nur, daß einige
da sind, die euch ver’wirren; und wollen
das Evangelium Christi ver’kehren.
8) Aber , auch , wenn wir, oder ein Engel vom Himmel,
euch ein Evangelium predigen würden, das anders
ist, als wir es euch ge’predigt haben. Der sei ver’flucht.
9) Wie wir eben ge’sagt haben, so sage ich aber’mal’s:
„Wenn jemand euch ein Evangeliumpredigt, ANDERS,
als ihr es em’pfangen hab’t, der , sei ver’flucht.
10) Predige ich denn jetzt Menschen(?) oder GOTT (!) zu’liebe.
Oder suche ich Menschen gefällig zu sein (?)
Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre
ich Christi Knecht nicht. (!)
/ ((Berufung des Paulus, zu’m Apostel ))
11) Denn ich tue euch kund, liebe Brüder, daß
das Evangelium , das von mir ge’predigt ist,
nicht von menschlicher Art ist.
12) Denn, ich habe es nicht von einem Menschen
ge’lernt, sondern, durch eine Offenbarung, Jesu Christi.
….
# Hier noch Link ein’gesetzt: http://WDFB.COM (christl.Radio)
und HBR Heukelbach Bibel-Radio. Gottes Wort an jedem Tag …
https://heukelbach.org/radio-hbr
dailyverses.net
freundlic soLuka