18. November 2007 von Gunter Friedrich
Zugang zur Alchemie
Ist es möglich, dass Denken und Intuition sich auf fruchtbare Weise miteinander vereinen? Wäre es nicht sogar in hohem Maße wünschenswert, wenn das Denken seine Motivation und sein Ziel aus Eingebungen über Sinn und Zweck unseres Daseins empfangen würde? Unser heutiges naturwissenschaftliches Denken lehnt eine solche Koppelung ab. Der Denkansatz der großen Alchemisten von einst wird heute belächelt. Doch es kann sein – und es gibt viele Ansätze dazu, dass das ganzheitliche Denken zurückkehrt, nunmehr allerdings entsprechend unserem jetzigen Entwicklungszustand.
Ein Satz von Paracelsus hat mich bis in die Tiefe berührt: Die Natur kennt mich und ich kenne sie. Das Licht, das in ihr ist, habe ich geschaut, habe es im Mikrokosmos aufgezeigt und im Makrokosmos wieder gefunden. Es gibt ein lebendiges Wesen „Natur“ dem wir begegnen können, und es gibt sogar ein gegenseitiges Erkennen. In diesem Sinne erlebten die wahren Alchemisten die Natur und sie erspürten, dass geistiges Licht in ihr versunken ist. Das innewohnende Geistige in ihnen begegnete dem Geistigen in der Natur. Gott schläft im Stein, er atmet in der Pflanze, er träumt im Tier und erwacht im Menschen.
Die Alchemisten erkannten, dass die Natur unvollendet ist, weil auch der Mensch unvollendet ist. Sie bedarf des Menschen, der das in ihr versunkene Geistige zur Entfaltung bringt. Heilig ist der Geist, welcher anzündet das Licht der Natur so sagte Paracelsus. In diesem Sinne bemühten sich die Alchemisten, sich selbst und zugleich die Natur zur Vollendung zu bringen. Sie stellten fest, dass den seelischen Prozessen parallele Prozesse in der Natur entsprechen.
Jakob Böhme beschrieb das Ziel der Alchemie mit den Worten: Wie die ewige Geburt in sich selber ist, also ist auch der Prozess der Wiederbringung nach dem Falle, und also ist auch der Prozess der Weisen mit ihrem Lapide Philosophorum (Stein der Weisen), es ist kein Unterschied dazwischen.
Es geht um unsere innere Wiedergeburt, um die Erweckung des Göttlich-Geistigen in uns. Die intuitive Begegnung mit dem Geistigen in der Natur und auch in jedem Menschen ist Teil dieses Weges. Er beginnt mit der Sehnsucht nach Wiedergeburt und Verwandlung, nach Alchemie.
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