
13. Juli 2011 von Christa Zuch
Wolken
Wie schön sehen sie aus, die weißen Wolken, wie sie am blauen Himmelsmeer entlang wandern. Ich folge ihnen mit meinen Augen und spüre in mir den Wunsch, gleich ihnen in die Welt hinaus zu ziehen. Warum nur lockt mich das so? Sind die Wolken doch nicht immer nur weiß. Ständig ändern sie ihre Form, ihr Aussehen und auch ihren Charakter. Da sind die grauen Regenwolken, drohend türmen sie sich auf und verheißen oft Unwetter und vielleicht Unheil.
Wäre das alles auch in meiner Welt, die ich erobern möchte? Nein! Denn ich will es nicht, und so wird es auch nicht geschehen! Der Wille ist eine starke Kraft. Jeder Therapeut lehrt es und wir haben es oft genug selbst erfahren. Mit dem Willen lassen sich selbst Krankheiten besiegen oder zumindest bessern. Mit dem Willen können wir unsere Wünsche und Meinungen anderen aufzwingen und als Sieger hervorgehen. Das gibt ein gutes Wertgefühl: seht, ich bin stark – mag es mir auch gesundheitlich nicht so besonders gut gehen … Tut es mir gleich, gebraucht euren Willen.
Wieder geht mein Blick zum Himmel, der inzwischen nicht mehr so blau ist wie vorhin, sondern grau, die Sonne verdeckend. Und ich komme ins Grübeln. Wer ist es, der dieses Wechselspiel verursacht? Natürlich kann die Physik die Erklärung geben und sie ist logisch und wissenschaftlich. Immer, immer enthält die Luft Feuchtigkeit, die irgendwann den Punkt erreicht, wo sie sich zusammenbraut im Einklang mit anderen Faktoren, wie zum Beispiel der Sonnenkraft. Unendlich viele Möglichkeiten gibt es in dem Spiel der Ursachen und Wirkungen.
Wer ist es, der dieses Wechselspiel herbeiführt? Wer? Natürlich ist die physikalische Erklärung richtig, doch wer wiederum steht hinter all den Gesetzen, die unserer Welt den Stempel aufdrücken? Und damit letztlich auch hinter mir, die abhängig ist … vom Wetter – entgegen meinem Willen?
Und da ist sie wieder, meine Sehnsucht des Wanderns. Einem Wandern bis an die Grenzen der Welt – der uns, der mir bekannten Welt. Ich spüre, wie in meinem Innersten sich etwas regt, bewegt, wie eine Stimme, unhörbar mit den äußeren Sinnen und dennoch vernehmbar, zu mir spricht: „Suche deine Welt nicht außerhalb von dir und auch nicht im Willen deines Ich, sondern mitten in deiner Seele, und du wirst Ruhe finden.“ Eine Ruhe gleich dem blauen Himmelsmeer mit seinen weißen Wolken, die ohne Hast und Eile ihre Wege wandern.
Foto: Hermann Achenbach
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