Foto: Regina Rust
14. August 2013 von Cornelia Vierkant

Wahrheit, die eigene Wahrheit finden …

Ein Zen-Meister sagte:

Begriffe sind nur Wegweiser. Jedermann schlägt sich seinen Weg durch die Worte anderer Menschen, um seine eigene Wahrheit zu finden.

 

Vermögen wir es, Worte zu finden, die anderen zu Wegweisern der eigenen Wahrheit werden können?

Habe ich es das bereits selbst erfahren?

Ja, ich habe es schon früh erfahren und es war so, als hätte man mir ein Licht geschenkt, das die Wege meines Lebens erhellt. Zunächst war dieser Schatz mehr unbewusst. Aber er wirkte zu bestimmten Zeiten als eine Art Orientierungshilfe und ich lernte ihn schließlich durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe Gleichgesinnter zu erkennen und bewusst mit ihm zu leben.

 

Aber vermag ich es, Worte zu finden, die anderen zu Wegweisern der eigenen Wahrheit werden können? Und welche Wahrheit ist das?

Woher sollen solche Worte kommen?

Wie finde ich sie für einen anderen?

 

Am deutlichsten wird mir diese Schwierigkeit, wenn ich mit Menschen zusammen komme, die nonverbal eine sinngebende Richtung in ihrem Leben suchen. Wie sich dann zeigen kann, ringen sie zunächst unbewusst um diese eigene Wahrheit in ihrem Leben, und es besteht ein starker Wunsch, sie zu realisieren.

Dabei sind es weniger äußere, materielle Hilfestellungen, die sich in dieser Lebenssituation als hilfreich erweisen. Primär kommt es auf die eigene geistige Sinngebung im Leben an.

Und stehe ich dann, wenn ich die Gelegenheit habe, mein Menschsein zu beweisen, sprachlos davor?

 

Oftmals wird sich das Gefühl des Unvermögens einstellen. Doch ich kann mich darum bemühen, die tieferen individuellen Bedürfnisse meines Gegenübers zu erkennen und um eine erhellende Einsicht zu ringen.

 

Aber woher bekomme ich meine erhellende Ahnung für das innere Ringen des anderen? Ich versuche, in mich zu gehen und die Seinsfrage des anderen wie ein Echo in mir klingen zu lassen.

 

Das innere Ringen um das Seinsrätsel eines anderen geschieht dann nicht nur einmal, sondern immer wieder. Die Brücke sind Gedanken, eine Art geistiges Kommunizieren.

Aber mit einer einmaligen Idee, einer einmaligen Bemühung, einer einmaligen Freundlichkeit ist es nicht getan.

Es sind bestimmte Gedanken, die mich immer wieder zu diesem oder jenem Menschen führen, und die mich mit dem Sein des anderen auf subtile Weise verbinden.

 

Wann wird es gelingen, das eine tröstende Wort, die eine befreiende Antwort, wonach das Wesen des anderen verlangt, zu finden?

Es bedarf der Geduld, des Wohlwollens, des Ausharrens und der unausgesprochenen Sympathie. So wird im Verborgenen ein Boden bereitet.

 

Und plötzlich ist das „Wort“ da, wie ein Funke, der das innerste Sein, den geistigen Aspekt im Herzen des anderen berührt. Es geschieht in einer Atmosphäre der Stille. Dieses „Wort“ aus dem Inneren kann den geistigen Funken zum Leben erwecken. In einer nicht sichtbaren Berührung entschleiert sich etwas vom Geheimnis des Lebens.

 

Es ist ein besonderer Liebesimpuls, der mich antrieb und der auch mich mit seinem Lichtreflex beschenkt.

Foto: Regina Rust

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