
5. November 2008 von Dr. Dagmar Maria Uecker
Tod – und dann ?
Im therapeutischen Umgang mit kranken Menschen wird man häufig mit dem Unheilbaren konfrontiert und erlebt die betroffenen Menschen in ihrer Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit. Es ist auffallend, wie häufig der Mensch, selbst wenn er von einer Existenz bedrohenden Krankheit betroffen ist, dem Phänomen des Todes ausweicht. Die moderne Medizin hat viele pharmakologische und technische Möglichkeiten entwickelt, die der Lebensverlängerung dienen und so wird der Eintritt des Todes gewissermaßen als Niederlage empfunden. Man muss die Machbarkeitsgrenze der technischen Handhabung des Lebens hinnehmen. Selbst wenn der kranke Mensch schon vom Sterben gezeichnet ist, haben sich meistens weder die Angehörigen noch er selbst auf den Tod vorbereitet. Durch die lautlose und diskrete Arbeit der zuständigen Institutionen funktioniert in unserer Gesellschaft alles vom Augenblick des Todes bis zu Beisetzung gewissermaßen automatisch. In den ersten Tagen nach dem Ableben haben Trauer und bewusste Auseinandersetzung der Hinterbliebenen mit dem Geschehen keinen Raum, weil das Organisationsprogramm abgespult werden muss.
Was sind die Hintergründe für die Verdrängung unserer Sterblichkeit, für die Ängste vor dem Tod und die damit verbundenen verzweifelten Lebensverlängerungsmaßnahmen um jeden Preis?
Die schlichte Antwort auf diese Frage lautet: Wir wissen nicht, wer wir wirklich sind. Wir identifizieren uns mit diesem physischen Körper sowie mit seinen Gefühlen und Gedanken. Wenn wir indes erkennen und wahrnehmen lernen, dass wir diesen Körper und seine Gefühle und Gedanken zwar haben, dass wir aber nicht dieser Körper sind, dann entfalten sich in uns ganz andere Lebensperspektiven. Indem wir in der Stille unseres inneren Wesens unsere wahre Identität, unsere ewige schöpferische Quelle entdecken und in sie eintauchen und uns für ihr „lebensspendendes Wasser“ öffnen, treten wir in einen Verwandlungsprozess ein. Wir entdecken uns als einen individuellen Aspekt der göttlichen All-Offenbarung in dieser Welt der Zeiträumlichkeit. Das göttliche Abbild in uns will sich in und durch uns menschliche Wesenheiten verwirklichen. So kann durch uns gleichsam ein Buchstabe des göttlichen Wortes zu Fleisch werden und Schritt für Schritt kann die Welt eine Transsubstantiation erfahren.
Der Geist will geerdet werden. Deshalb gab Gott seinen eingeborenen Sohn, das „Wort“ an diese Welt hin. Der Mensch bildet die lebendige Brücke zwischen dem unsterblichen Geist und der belebten, jedoch vergänglichen Natur.
Wenn er in sich den göttlichen Lichtfunken entdeckt und dieses geistige Potenzial zu einem lebenden, inspirierenden Faktor macht, versöhnt er das Geistige mit dem Stoff und trägt dazu bei, immer mehr Bewusstsein im Universum zu schaffen. In der Analogie, die wir in der Quantenphysik heute erfahren dürfen, hat jedes Elementarteilchen unmittelbar Anteil an dem neuen Schwingungszustand, der durch die Anregung eines einzigen Elementarteilchens im Universum zustande kam. Das Gesetz: „Einer für Alle“ ist auf allen Seinsebenen wirksam.
Wenn wir uns bewusst werden, dass es der ewige Geistkern in uns ist, der immer wieder eine neue irdische Form, eine Persönlichkeit, wie wir sie sind, wählt und deren Lebensumstände gestaltet, damit er immer neue Facetten des Lebens und Bewusstseins erfährt und seinen Schöpfungsauftrag mit unserer Hilfe zur Verwirklichung bringen kann, dann hat die Drehtür, die von der einen Seite Geburt und von der anderen Seite Tod heißt, eine ganz andere Bedeutung für uns gewonnen.
Ein Mensch, der auf diese Weise zu seiner Spiritualität erwacht, nutzt den Reichtum der Erfahrungen, die er durch sein individuelles Leben in der Zeiträumlichkeit macht. Er nimmt die Ernte davon an der Schwelle des physischen Todes entgegen und trägt sie hinüber in die andere Welt. So wird er wachsend in der Erkenntnis seines geistigen Adels das Ablegen des Körpers schließlich als „Erntedankfest“ erleben und ihm furchtlos entgegen gehen können. Unser wahres Selbst wählt den Zeitpunkt und das Schicksal für seine Verkörperung in der stofflichen Welt und es bereitet sein physisches Ende zu dem Zeitpunkt und in den Umständen vor, in denen es den selbst gewählten Entwicklungsplan für diese Lebensspanne im Diesseits vollendet hat. Wenn wir zu diesem Bewusstsein erwachen, dann können wir mit Paulus sprechen: „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“
Vollziehen wir diesen Quantensprung in unserem Bewusstsein und erkennen wir unseren wirklichen Adel als Mensch! Dann sind wir für ewig frei.
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