
7. November 2007 von Hermann Achenbach
Jakob Böhmes kosmische Vision
Wenn wir Gedanken erleuchteter Menschen nachsinnen, können wir Impressionen erhalten, in denen wir wie in einem Lichtblitz einen Blick in kosmische Zusammenhänge werfen dürfen. So geht es mir mit Jakob Böhme, der von 1575 bis 1624 lebte. Er schreibt in einem für uns nur schwer verständlichen Stil. Doch jede Anstrengung lohnt sich. Es geht um Erkenntnis, um intuitive Schau, um eine Schau „in der Weisheit Gottes“.
In seinem Buch „Von dreyfachen Leben“ heißt es: „Diese Welt ist ein großes Wunder, und wäre von den Engeln nie erkannt worden in der Weisheit Gottes: Darum bewegte sich des Vaters Natur zur Schöpfung des Wesens, dass die großen Wunder offenbar würden; und dann werden sie in Ewigkeit von Engeln und Menschen erkannt werden… So wäre das Centrum Naturae den Engeln auch in Ewigkeit nicht offenbar worden, viel weniger das Regiment des Heiligen Geistes, wann nicht wäre diese Welt mit den Sternen und Elementen geschaffen worden… Der Mensch sollte erkennen den ewigen Gott.“
Des Vaters Natur, Gottes Weisheit, musste sich zu den Geschöpfen bewegen, damit sie sowohl von den rein feinstofflichen Wesen (Engeln), als auch von den fein– und grobstofflichen Wesen (Menschen) erkannt und wahrgenommen werden konnte. Der unkennbare wird in dem Maße zum offenbaren Gott, wie er sich seiner Schöpfung zuwendet, sich darin abbildet und letztlich sogar Mensch wird. „Dann werden die Wunder in Ewigkeit erkannt werden“. Mensch und Engel haben die Aufgabe zur Erkenntnis der Schöpfungswunder und damit letztlich des Schöpfers selbst.
Im „Mysterium Magnum“ stößt Böhme auf das Vorhandensein zweier Welten. Er beschreibt sie in der alten Sprache: „Diese äussere Welt ist als ein Rauch oder Brodem vom Geist–Feuer oder Geist–Wasser, beydes aus der heiligen und dann auch aus der finsteren Welt ausgehauchet worden, darum ist sie bös und gut, und stehet in Lieb und Zorn…und ist gegen und vor der geistlichen Welt, und hat sich mit ihren Eigenschaften wieder in Formen der Kräfte zu einer Gebährerin eingeführet, wie an Sternen, Elementen und Creaturen …zu sehen ist… denn der Zeit Gebährerin ist ein Model der ewigen Gebährerin…“
Hier können deutlich unterschieden werden eine Scheinwelt des Diesseits und Jenseits (in der wir leben) und eine hiervon absolut getrennte, reine, ursprüngliche, geistige Welt. Und auch hier wieder der weite Blick Böhmes auf das hermetische Axiom „wie Oben, so Unten, wie im Großen, so im Kleinen“: die prinzipielle Einheit des Kosmos und der kleinsten Elemente und Atome. Böhme erkennt die ursprüngliche Schöpfungskraft, die beide Welten durchdringt, durchstrahlt. Dies ist der hermetische, gnostische Einheitsgedanke, der hinter der gesamten Schöpfung steht.
Das Übertragungsmedium der Informationen der Urschöpfung ist bei Böhme der sog. Hall des Wortes, oder besser der Nachhall des Urwortes. Jede Erfahrung und Erkenntnis ist somit Resultat des ursprünglichen „Schöpfungs–Urwortes“, das sich durch Hall und Nachhall bis auf den heutigen Tag als FIAT (Es werde…) verbreitet. Dies deutet Böhme auch in seinem sehr komplexen Buch „De Signature Rerum“ gleich im ersten Kapitel an: „Der Mensch hat alle Gestaltungsmöglichkeiten in sich, denn er ist ein vollständiges Bild des Wesens aller Wesen. Sobald der Mensch geboren ist, so lässt sein Geist sein Instrument klingen und es wird am äußeren Hall und Wandel seine innere Gestalt im Guten oder Bösen erkennbar“.
Auf der Basis dieses Prinzips setzt sich seit Urbeginn der Universa das Urwort, der Gottesplan des unkennbaren Gottes bis in die heutige Zeit durch. Und auf diese Weise dient die chaotische Diesseits– und Jenseitswelt der Gnosis, dem göttlichen Willen, der seit Ewigkeiten darauf abzielt, sein Geschöpf, seine Schöpfung wieder in die reine göttliche Welt, in das unverdorbene kosmische Gebiet zurück zu holen.
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