
31. August 2011 von Sandra Antesevic
Hier und Jetzt
Du gehst die Straße entlang, den Kopf gesenkt, in Gedanken versunken.
Tausend Gedanken und mehr.
Du wartest an einer Kreuzung auf grünes Licht, gehst über die Straße, gehst weiter…
Aber eigentlich bist du gar nicht da.
In deinem Kopf läuft ein Film aus Vergangenheit oder Zukunft, und was hier und jetzt geschieht, ist, als ob es dich gar nichts anginge …
Und so gehst du die Straße hinunter, vielleicht fröhlich und lächelnd, und du
fühlst dich blendend. Alles sieht toll aus, alles scheint gut.
Vielleicht bist du verliebt, oder es hat dich etwas erfreut, und du stellst dir jetzt verschiedene wunderbare Szenarien vor …
Am nächsten Tag, oder eine Woche, einen Monat oder drei Monate später
gehst du die gleiche Straße entlang. Diesmal ist der Film anders. Dieses Mal bist du traurig und nachdenklich; vielleicht, weil sich deine imaginären Szenarien nicht verwirklicht haben …
Oder du bist aufgeregt, besorgt, weil morgen auf dich noch so viel Arbeit wartet; vielleicht hattest du auch Streit mit einem Kollegen und kannst nicht feststellen, wer schuld daran ist. Aber es muss einen Schuldigen geben, denn du fühlst dich nicht gut.
Und so verstreichen die Tage, Jahr für Jahr, Leben auf Leben …
Und plötzlich, zwischen all diesen Gedanken, bricht die Frage durch:
Wozu das alles? What’s the point?
Wozu gibt´s mich eigentlich?
Wer ist Ich?
Und da sind keine Antworten.
Und die Gedanken kreisen weiter …
Gefühle folgen, manchmal weniger, manchmal mehr intensiv,
auch die Handlungen, meistens die üblichen …
Und das nennt sich dein Leben.
Doch diese brennende Frage erscheint immer wieder …
Vielleicht vor dem Schlafengehen, vielleicht während du wieder den üblichen Weg von der Arbeit nach Hause zurückgehst.
Und eines Tages womöglich gehst du über die Straße, auf das grüne Licht der Ampel schauend, aber so, als ob du es zum ersten Mal siehst …
und auch alles andere um dich herum.
Oder du gehst über die Brücke so wie alltäglich,
aber in diesem Augenblick, während die Frühlingssonne untergeht und dein Blick auf ihr Spiegelbild im Fluss fällt … plötzlich … die Antwort!
Jedoch nicht ein Satz, nicht ein Wort, sondern die Erfahrung,
die alles umfasst und irgendwie alles löscht, was du über dich dachtest.
Alles verschwindet und schmilzt zu einem starken Gefühl des Daseins …
du, die Menschen um dich, das Licht der Sonne, der Fluss, der fließt …
Du bleibst für einen Moment stehen…. regungslos.
Dann gehst du weiter … langsam kehren wieder die üblichen Gedanken,
die üblichen Aktivitäten zurück.
Aber das Gefühl der Einheit, das Gefühl der Einheit mit einem Grundwesen,
aus dem alle Dinge entstanden sind, aus dem alles besteht und bestehen wird,
hat eine unauslöschliche Spur hinterlassen.
Wirst du ihr folgen?
Suchend, nichts aufzwingend und nichts erzwingend.
Wirst du diesem Wesentlichen erlauben, durch Erfahrungen, Gedanken und Gefühle in dein Leben einzubrechen, in ein Leben, das eigentlich Sein ist, und sich durch dich offenbaren kann und möchte, auf eine einzigartige und unnachahmliche Art?
Wirst du für diesen Anderen – hier und jetzt – da sein?
Wirst du?
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